Amaranthe - The Nexus

Review

Als unauthentisches, seelenloses Plastikprodukt bezeichnete der Kollege Wischkowski AMARANTHEs Debütalbum in seiner Rezension. Dabei war ich mir, nachdem ich die Band im Vorprogramm von KAMELOT live gesehen hatte, absolut sicher, dass er zumindest gnadenlos übertreiben müsse. So ist es nun an mir, um Vergebung zu bitten: Sorry, Jan, dass ich deinen musikalischen Sachverstand in Frage gestellt hatte!

„The Nexus“ leidet ohrenfällig unter exakt denselben Problemen wie der Vorgänger: Es handelt sich nicht um ein mit Leidenschaft und Überzeugung eingespieltes Stück Musik, sondern wirkt eher wie ein durchkalkuliertes Styling-Produkt. Das wird auch von der Plastik-Produktion von Jacob Hansen unterstrichen, die künftig als Lehrbuchbeispiel für den vielstrapazierten Begriff „überproduziert“ dienen könnte.

Dabei will ich AMARANTHE wirklich mögen, immerhin konnte mich die sympathische Frontfrau Elize Ryd mit ihrer Arbeit als Backgroundsängerin für KAMELOT uneingeschränkt überzeugen. Hier hingegen bleibt nicht viel davon übrig, der exzessive Einsatz elektronischer Effekte erstickt jeglichen Anflug von Charisma bereits im Keim. Die beiden männlichen Gegenparts (einer für Shouts, einer für den melodischen Gesang) machen es nicht besser und klingen dabei einfach nur vollkommen egal.

Das absolute Lowlight hört dann auf den Namen „Electroheart“ und ist eines jener Stücke, für die eine Lady Gaga derzeit im Mainstream abgefeiert wird, obwohl sich noch vor einigen Jahren die meisten Leute dafür geschämt hätten, dass sie so etwas Anfang der Neunziger mal gehört haben. Dass solch übler Dancefloor-Kack nun auch in die Metal-Szene hineinzudiffundieren versucht, ist mir dann sogar einen zusätzlichen Punkt Abzug wert.

Sicher, manche mögen den Pop-Appeal von AMARANTHE begrüßen, doch selbst wenn man Bands wie NIGHTWISH oder ALL ENDS für ihre eingängigen Melodien und ihre wohldosierte Ladung Kitsch mag, stellt einen „The Nexus“ hier vor eine ganz eigene Herausforderung. Selbst der softeste Pussy-Metaller erwartet eben, dass Musik mit Leidenschaft und aus Überzeugung dargeboten wird – und beides kann ich für meinen Teil auf dieser Scheibe nirgendwo entdecken.

28.02.2013
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