In der laut bösen Zungen hässlichsten Stadt Deutschlands fletschen AMANTIS die Reißzähne. 2015 gegründet, veröffentlichen die Ludwigshafener in diesen Tagen ihr Debütalbum beim Label Recordjet. „The Call“ erweist sich dabei als gut gebrüllter Erstling.
AMANTIS überzeugen mit starkem Gesang
Auf „The Call“ präsentieren AMANTIS eine moderne Metal-Spielart abseits des Extremen und mit groovenden Rock-Riffs, lediglich angerautem Gesang, eingängigen Refrains und damit durchaus Radiopotential. Als metallischere Referenzen kommen PARADISE LOST (in ihrer elektronisch angehauchten Phase rund um „Symbol Of Life“ herum) beziehungsweise in den Uptempo-Parts WOVENWAR und SOIL in den Sinn. Die Rock-Elemente und das Sphärische (vor allem in den Refrains) weisen einen insgesamt deutlichen Post-Grunge-Touch (vergleiche hier beispielsweise SEETHER) auf.
Großen Anteil daran hat Sänger Marcel Weidenauer, der auf „The Call“ einen wirklich ordentlichen Job macht und seine dominierende, mit breiter US-Brust ausgefüllte Komfortzone gerne auch einmal für einen Ausflug in Richtung Nu Metal („Breathe In The Fire“) beziehungsweise eine düstere BLACK-LABEL-SOCIETY-Hook („The Call“) verlässt.
Ein respektables erstes Lebenszeichen
Die Instrumental-Fraktion leistet ebenfalls sehr solide Arbeit und bietet Weidenauer viel Raum für seine Gesangslinien. Die hierfür verantwortlichen vier Fünftel von AMANTIS qualifizieren sich mit einigen eingängigen Riffs, ansonsten aber recht konventionellen Akkord-Flächen, Palm-Mute-Riffs und gängigen Songstrukturen zwar für keinen Innovationspreis – doch auch das Songdienliche hat ja schließlich seine Daseinsberechtigung. Aaron Burgey gelingen zudem einige durchaus hervorstechende, aber dennoch stets flüssig perlende Basslinien. Stellenweise wünscht man sich dann aber doch einen etwas weniger glatten Sound, der den von der Band beschriebenen „puren Underground“ ein wenig deutlicher widerspiegelt.
Nichtsdestotrotz ist „The Call“ ein mehr als respektables erstes Lebenszeichen einer jungen Band, die sich musikalisch nicht in die Extremen flüchtet und die durchaus nicht einfache Mission angenommen hat, harte Musik der eingängigeren Art ohne Anbiederungsmomente unter die Leute zu bringen. Für ihre nächsten Alben böten sich AMANTIS darüber hinaus zahlreiche Möglichkeiten der Sounderweiterung, beispielsweise in Richtung Post Rock, alles gesagt ist hier nämlich definitiv noch nicht.
Das ganze Album klingt in der Tat äußerst bemüht. Angerauhter Kneipengesang auf Karaokeniveau und ein 20years ago Gene Hoglan Lookalike an den Drums machen noch lange keine amerikanisch breite Brust. Ganz nett produziert und in der Tat so harmlos, ja regelrecht zahm, dass meine Omi daran Gefallen finden könnte, ists zudem.
,,Angerauhter Kneipengesang auf Karaokeniveau“
Sehr geil gesagt, da musste ich echt lachen! Danke, dass du reingehört hast.
Liebe Grüße
Marcel Weidenauer
PS: Also meine Oma gefällt meine Musik tatsächlich. Sie hört aber auch gerne Rammstein und Blind Guardian. 😉
Boah, warum müssen heutzutage alle immer so nett sein. Wenn jemand meine Band kritisieren würde, würde ich Hatespeech-Tiraden bis an die Grenze der Verfassungswidrigkeit loslassen.
Tscha. Das Cover hat mir gut gefallen. Nichts für ungut… HG an deine Oma
Erstmal natürlich schön, dass das Album hier angeregt diskutiert wird. Dennoch die Frage an ClutchNixon: Wo hast du „The Call“ denn vor VÖ schon komplett hören können?
Womöglich, dass ich für einen Musikvertrieb arbeite, den ein oder anderen Producer kenne, oder aber das Internet voller Geheimnisse steckt. Outen werde ich mich hier sicherlich nicht. Illegalität ist jedenfalls auszuschließen. Reicht dir das?
Ja. Es geht uns nur darum, dass hier keine Bewertungen aus Sympathie, Aversion oder reiner Troll-Ambition abgegeben werden. Und diese Vermutung liegt im Normalfall bei einer überpünktlichen Punktevergabe natürlich nahe. In deinem Fall sieht die Sache dann natürlich anders aus. Danke und Gruß!
Das verstehe ich natürlich, allerdings liegt mir derlei Verhalten fern, auch wenn ich hier bereits das ein oder andere Mal angeeckt bin.
Danke fürs Nachhaken
Bis zum Fire/Desire-Reim hab‘ ich durchgehalten, aber dann war Schluß. Ansonsten halt Kinder Metal, wird’s schon eine Zielgruppe für geben.
Zum Einstieg sicherlich nicht schlecht, auch wenn ich sicherlich anders sozialisiert wurde. Will sagen ich kann verstehen, so das jemandem gefallen sollte. Meins ist das jedenfalls nicht. Ich glaube, dass wolltest du doch eigentlich sagen Nili, wie? 😉
Yep, genau das! 😉
Starkes Debut!
Die Band hat mich auf ihrem Album überrascht. Das Album macht richtig Spaß und das Video auf Youtube ist nur bedingt repräsentativ für die Band, die auf dem Album kreativem Geist und viel Abwechslung richtig Laune macht. Die Songs haben viel alternativen Metal und Rock im Gepäck und überzeugen auch mit cleanen Gitarrenteppichen, die immer wieder ausgerollt werden. Der Sänger ist überdies erhaben und beherrscht die volle Bandbreite zwischen ruhigen Tönen und Dicke Eier-Ami-Gesang. Das schöne ist, dass man hier nie das Gefühl gewinnt, dass die Band irgend eine Vorbild versucht verkrampft nachzueifern, sondern einen schöner Cocktail mit guten Hooklines und Riffs liefert. Die Musik ist nix für Fans klassischen Thrash, Death oder sonstigen Metals. Aber für alle, die auf frische Ideen, fette Riffs und gute Refrains stehen. Nicht jeder Song ist stark, aber die meisten. Wenn die Band es schafft in Zukunft ihre Wechselspiel zwischen Ruhe und Kraft und noch stärker herauszuarbeiten, könnte hier etwas Großes entstehen.
Prima Promotext lol