Wer denkt, er kenne Alvin Lee von “Alvin and the chipmunks“ liegt völlig falsch und sollte anstatt Zeichentrickfilme zu schauen lieber ein paar Nachhilfestunden in der “School Of Rock“ nehmen. Bei Alvin Lee handelt es sich nämlich um den Frontmann von TEN YEARS AFTER. Bekannt wurden diese durch ihren legendären Auftritt beim Woodstock Festival, wo besagter Alvin etablierte Gitarristen wie Carlos Santana oder Pete Townshend (THE WHO) mal locker an die Wand spielte, die Bühne mit einer riesigen Melone auf den Schultern verließ und fortan als neuer Gitarrenheld galt.
Jetzt, knappe 40 Jahre später veröffentlicht Alvin Lee sein drittes Solowerk namens “Saguitar“. Zählt man aber alle Scheiben von TEN YEARS AFTER und der AVIN LEE BAND mit, kommt man auf weit über 20 Alben (Liveplatten ausgenommen!). Und der Mann hat es mit seinen stolzen 63 Jahren immer noch drauf.
Wer Alvin Lee kennt, weiß was auch was ihn auf “Saguitar“ erwartet. Dieser Name steht für Bluesrock mit besonderer Betonung der Gitarrenarbeit. Ob flotte Stücke mit leichtem Südstaatenflair (“Anytime U Want Me“, “It´s Time To Play“, “Only Here For The Ride“) oder sehr ruhige Bluesnummern wie “Motel Blues“ und “The Squeeze“, Alvin Lee steht zu seinen Wurzeln.
Diese Ablehnungshaltung dem Mainstream gegenüber macht ihn zwar sehr sympathisch, verhinderte aber auch den Aufstieg in Superstarsphären mit seiner alten Band. Das dies (mit der Anbiederung an das einst so verhasste Establishment) möglich gewesen wäre, zeigen alte Weggefährten wie zum Beispiel Joe Cocker, der in Woodstock auch dabei war. So bleibt Lees Musik etwas für Kenner und Genießer, welche mit “Saguitar“ auch bestens bedient werden.
Die neuen Songs sind zwar eher gemäßigt und nicht mehr ganz so “rotzig“ wie die Werke der frühen Tage, es gibt aber auch zwei Ausreisser, die auf dem Album herausstechen. Zum einen die Elvishommage “Memphis“ (Lee spielte vor einiger Zeit sogar ein ganzes Album mit der Band des Kings ein), bei der man den Meister selbst am Mikro wähnt und “Rapper“. Dieser Song zeigt die moderne und zugleich experimentelle Seite von Alvin Lee. Beats aus dem Drumcomputer unterlegen die SANTANA-mäßige, warme, singende Gitarre und ja, wie es der Titel vermuten lässt: der alte Bluesrocker übt sich tatsächlich in der Kunst des Sprechgesangs. Klingt seltsam – kann aber einiges, da Lees Spiel wirklich sagenhaft ist (auch wenn er das Rappen wirklich noch etwas üben sollte).
Der Rest des Albums ist aber im besten Sinne traditionelle Kost und sollte alle, die etwas mit Gary Moore, Carlos Santana oder Mark Knopfler/DIRE STRAITS anfangen können, zufriedenstellen.
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