Alvenrad - Vekuws Ijzer

Review

Galerie mit 9 Bildern: Alvenrad live in Oberhausen, 29.04.2017

Ganze fünf Jahre sind seit der Veröffentlichung von ALVENRADS Zweitwerk „Heer“ vergangen. Mit diesem knüoften die Niederländer noch stilistisch sehr nah an ihrem Debütalbum „Habitat“ an. Mit ihrer ungewöhnlichen Mischung aus Pagan und Progressive Metal mit gewissen Einschlägen aus den 70ern (starke Verwendung der Hammond-Orgel) haben sie damals schon das Interesse von Kollege Herr Møller wecken können.  Da fragt man sich dann fast schon, was ALVENRAD in den vergangenen fünf Jahren konsumierten, dass sie jetzt ihren eigentlichen Stil komplett über Bord werfen und sich mit „Veluws Ijzer“ in neuem Gewand präsentieren.

Von Heiden Völkern unterm ALVENRAD

Denn klangen ALVENRAD zuvor noch wie eine holländische Kopie von fröhlichen Pseudo-Pagan-Bands wie ELVENKING, haben sie sich auf Album Nummer Drei nun stilistisch ihren Landesmännern von HEIDEVOLK angenähert. Und dieser neue Anstrich steht dem Quartett tatsächlich außerordentlich gut. Mehr noch nehmen sie die guten Zutaten der klassischen HEIDEVOLK und brühen daraus ihr ganz eigenes Süppchen. Denn statt spröde vor sich hin humpelndem Riffing servieren uns ALVENRAD lupenreine Black-Metal-Elemente. Dazu wechselt sich kauziger Waldschratgesang mit epischem Paganbarde ab. Die auf „Heer“ und „Habitat“ fast schon exzessiv überlagernd eingesetzten Keyboard-Klänge werden nur noch dezent in den Hintergrund eingewoben. Stattdessen wird nun vereinzelt auch auf den Einsatz von Violine oder Blasinstrumenten gesetzt. Man möchte fast meinen, dass hier eine komplett andere Band unter dem selben Namen agiert.

Nostalgiefaktor 9000

Natürlich ist das oftmals mit gewissem Kitsch belegte Genre des Pagan-Metals nicht im Sand der Zeit versunken. Es gibt immer wieder kleine Kapellen (z.B. HÄIVE), die gerade in Nord- und Osteuropa aus dem Boden sprießen. Aber die Blütezeit, als noch Bands wie FALKENBACH, EQUILIBRIUM, HEIDEVOLK, MENHIR, GERNOTSHAGEN etc. attraktiv waren, ist längs vorüber. ALVENRAD schaffen es jedoch mit „Veluws Ijzer“ an ebendiese Bands anzuknüpfen und ein gewisses Gefühl der Nostalgie hervorzurufen. Ohne dabei aber allzu sehr auf Heldenverehrung aus zu sein. Das dabei alle Texte weiterhin in geldrisch (einem niederländischem Dialekt) gesungen werden, stört hier weitaus weniger, als bei ihren oben genannten Landsmännern. Rundherum ist ALVENRAD ein wunderbar klassisches Pagan-Metal-Album gelungen, mit dem sie sich erfolgreich von ihren Wurzeln loslösen konnten. ALVENRAD taten zudem gut daran, sich nicht mit Songs zu überladen, sondern mit sieben Highlights ein mächtiges Gesamtwerk zu gestalten. Hoch die Hörner!

02.10.2022

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3 Kommentare zu Alvenrad - Vekuws Ijzer

  1. marcmorgenstern sagt:

    Das dritte Mal in diesem Jahr, dass ich nach einer positiven metal.de Rezession auch total begeistert bin. Ich zücke sogar die 9 von 10! Ein ganz starkes Teil (wenn man auf Pagan-Metal mit schmarzmetallischem Einschlag steht).

    9/10
  2. Steingrimm sagt:

    @ Tim Otterbeck:

    Das Album heißt VELUWS IJZER!!! … bitte in der Überschrift ändern!

    Grundsätzlich bin ich mit deinen 8 Punkten einverstanden, das ist auch schon fast das einzig positive an dem Review!

    Eins vorweg: Alvenrad sind nicht (mehr) bei Trollmusic unter Vertrag sondern haben ihr eigenes Label “ Luidheim“ gegründet!

    Sie haben also ihren eigentlichen Stil komplett über Bord geworfen? Was machen sie denn jetzt, Volksmusik in bayrischer Mundart 😉 ? Wenn man sich vorher etwas intensiver mit der Band beschäftigt hätte, würde man feststellen, dass sie ihren eigenen Stil verfeinert haben, schneller auf dem Punkt kommen, nicht mehr so „verspielt“ sind und einige Härtegrade zugelegt haben, aber sofort als Alvenrad zu erkennen sind, gewisse Trademarks ziehen sich durch alle drei Alben!
    „eine holländische Kopie von fröhlichen Pseudo-Pagan-Bands wie ELVENKING“? Scheinbar hast du dich vorher tatsächlich noch nie mit Alvenrad beschäftigt, denn die Jungs machen alles andere „fröhliche“ Musik, dass man ihnen den Spaß am Musizieren anhört ist eine andere Sache und „Pseudo Pagan“ schon mal gar nicht, denn hier sind ernsthafte Heiden am Werk, die ihre Heimat lieben und trotzdem weltoffen sind!

    Das Alvenrad eine komplett andere Band geworden sind, ist im Kern richtig, wobei ich hinzufügen möchte, dass hier auch erstmals eine „richtige“ Band das Album eingespielt hat, die durch einige Live Auftritte zusammen gewachsen ist und ich finde, das hört man Veluws IJzer auch an! Vom Debüt sind lediglich die Gründungsmitglieder Mark Kwint und Jasper Strik übrig geblieben, mittlerweile ist die Band zu einem Quintett angewachsen!
    Die Band vergleicht sich im übrigen mit Bands wie Borknagar, Vintersorg, Falkenbach, Enslaved, Empyrium, Ancient Rites und eben Heidevolk!

    10/10
  3. Steingrimm sagt:

    … by the way: Was ist denn „Nostalgiefaktor 9000“ und wo liegt der Unterschied zwischen 8000 und 9000 und wie hoch kann so ein Nostalgiefaktor überhaupt werden, hat man schon von Nostalgiefaktor 50000 gehört, oder ist Nostalgiefaktor 20000 schon das Höchste, was jemals gemessen wurde?