Altar - Youth Against Christ

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Aktuell hat sich eine Band im Original-Line-Up reformiert, von deren Existenz vielleicht gerade die jüngere Generation nicht zwangsläufig Kenntnis hat. Keine Frage, die holländischen ALTAR aus dem Kleinstadt Hardenberg muss man angesichts ihres musikalischen Schaffens nicht unbedingt kennen, und doch hat deren Debütalbum „Youth Against Christ“ eine Abhandlung in dieser Sparte verdient. Diese Manifestation des Bösen im Korsett aus schnittigem Death-/Thrash Metal gehört nicht zum Besten, was die mittleren Neunziger in dieser Art hergegeben haben, aber nichtsdestoweniger hat diese Platte einige Spezialitäten zu bieten, weshalb sie eben doch auch einen besonderen Status genießen darf. Das sehen jedenfalls die fünf Protagonisten genauso und werden ihr Einstandswerk in ursprünglicher Besetzung unter anderem auf dem diesjährigen Pitfest in Emmen zum Besten geben.

Der bekannte Feuerthron

Der bekannteste Track, den ALTAR wohl jemals geschrieben haben, steht mit „Throne Of Fire“ direkt am Anfang ihrer Diskographie und umspielt in unbändiger Aggression genau das, was die fünf Niederländer in den folgenden knapp 50 Minuten entflammen werden. Später wird dieser Titel immer wieder auf Wunschlisten von diversen metallischen Internetradios auftauchen und wie kein Anderer das Aushängeschild der Band darstellen. Tatsächlich verschmelzen hier bemerkenswerte Hooklines, eine kompromisslose Bösartigkeit und spaltende Riffs zu einem herausragenden Song.

Einen nicht unwesentlichen Anteil zu diesem blasphemischen Frontalangriff trägt hier Sänger und Texter Edwin Kelder bei, der mit seinem manischen Gekehle durchaus mit dem Wahnsinnslevel von „Deicide“ oder „Legion“ mithalten kann und diese zerstörerische Wildheit wie kaum jemand sonst originalgetreu nachempfinden lässt. Eine kleine Schwäche von „Youth Against Christ“ stellt hingegen die Produktion dar, denn so klingt das Riffing der beiden Gitarristen Marcel van Haaf und Bert Huisjes durch den wenig sägenden und dafür recht sterilen Charakter im Gesamtkontext etwas zu brav. Hier hätte es handwerklich durchaus grober zu Werke gehen dürfen.

Glen Benton darf stolz sein

Und dennoch rutschen die nachfolgenden Stücke auf „Youth Against Christ“ unverdientermaßen zu klar aus dem Fokus. Denn auch „Jesus Is Dead!“ oder „Hypochristianity“ sind starke Plakativ-Attacken gegen Kirche und Christentum, die heutzutage zwar sicherlich thematisch niemanden mehr hinter dem Sofa hervorlocken, aber musikalisch durchaus funktionieren. An einigen Stellen machen ALTAR den Fehler, sich zeitlich etwas zu überheben und den Spannungsbogen zu überdehnen, sodass gerade die beiden recht langen Schlusstracks nicht gänzlich einschlagen.

Ohnehin ist „Youth Against Christ“ aus genannten Gründen nie das Klassikeralbum geworden, was es aber hinsichtlich der außergewöhnlichen Voraussetzungen durchaus hätte sein können. Nichtsdestotrotz spucken Kelder & Co. hier musikgewordene Hasstiraden aus, die im Kombigenre aus Death- und Thrash Metal hinsichtlich ihrer drastischen Entschlossenheit schon nach Vergleichbarkeiten suchen müssen.

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17.04.2024

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3 Kommentare zu Altar - Youth Against Christ

  1. destrukt. sagt:

    Die Holländer hatten Anfang der 90ern bishin in die 2000er schon durchaus ne coole DM (und BDM) Szene, die auch neben den bekannten Größen wie Pestilence, Sinister und Asphyx auch viele kleinere und unbekanntere Kapellen wie Burial, Delirium, Arostichon, Sempiternal Deathreign oder eben Altar. Zwar nicht immer ganz topnotch und oberstes Regal wie viele Vertreter aus den USA, Finnland oder Schweden, aber für eingefleischte DM-Liebhaber schon immer auch reizvoll und charmant. In ebenjene Kerbe schlagen auch Altar rein. Nicht topnotch, auch aufgrund dessen, dass knapp 50min einfach zu lang sind und die Songs dementsprechend nicht so richtig auf den Punkt kommen. Trotzdem bietet der konstante „Legion“-Vibe vieles, was bei Stange hält und dem OSDM-Fanatiker ein wohlig-warmes Gefühl beschert. Prädikat „hörenswert“! Leider auch die letzte von Altar, die in diese Kategorie fällt, denn wie so oft Mitte der 90er gings down the drain.

    7/10
  2. ClutchNixon sagt:

    Hab ich mir damals zusammen mit der ersten Infestdead und Brutalitys „In Mourning“ gekauft und ziemlich gern gehört. Das Zeug war anders, als der übliche Tulpendeath und gerade ob seiner US Lastigkeit so gut.

    8/10
  3. ClutchNixon sagt:

    Ach so: bitte besprecht in dieser Rubrik doch mal Burning Inside und ihr famoses „Apparition“!!!