Nashville, Heimat der jungen Kapelle ALRAUNE, ist die zweitgrößte Stadt des US-Bundesstaates Tennessee. In musikalischer Hinsicht ist in dieser Gegend so einiges los, hat man doch gemeinsam mit der größten Stadt des Staates, Memphis, die Hochburgen des amerikanischen Blues und Soul, sowie der kommerziellen Countrymusik in dieser Gegend vereint – nicht von ungefähr heißt Nashville auch „Music City“. Nun gibt es auch noch Black Metal von ALRAUNE als weiteren Exportschlager obendrauf? Wohl eher (noch) nicht.
Nachdem man dieses Jahr bereits mit einer selbstbetitelten EP um die Ecke gekommen war, folgt nun direkt das Voll-Debüt „The Process Of Self-Immolation“. Dieser Erstling bringt knapp vierzig Minuten Spielzeit, verteilt auf fünf Songs inklusive Intro, auf die Waage. Verschrieben hat man sich dabei einem rohen, aber dennoch atmosphärischen Black Metal, der häufige Tempowechsel und wenig lineare Songstrukturen birgt – und sich damit in eine Reihe von US-Black Metal Bands wie AVICHI oder WOMAN IS THE EARTH einfügt, die es derzeit über den Großen Teich schaffen. Leider ist das Ergebnis recht durchwachsen, denn was hier eindeutig zu kurz kommt, ist das aufgebrachte Ambiente – obwohl die bewusst recht minimalistisch gehaltene Produktion in diesem Fall sogar recht passend und stimmungsfördernd daher kommt. Vielmehr packen die Songs den Hörer kaum, wirken allzu überhört und wenig überraschend, die Highlights findet man meist in den Passagen, in denen häufiger das mittlere Tempo gewählt wird („Kissed By The Red“) oder man sich ganz auf das einfache Zusammenspiel von Gitarre und Schlagzeug verlässt („Simulacra“). Der Umstand, dass einige US-Blogs ALRAUNE bereits als die nächste Genreoffenbarung anpreisen, ist vielleicht auch ein wenig vorschnell. Nur, weil ein Debüt ordentliche Ansätze erkennen lässt, wird die „Zurück-zu-den-Wurzeln“-Karte gespielt und eine Stufe mit DARKTHRONE und WOLVES IN THE THRONE ROOM angedeutet. Ziemlich große Fußstapfen: Die Tatsache, dass man sich in Produktion und Darbietung von den vermeintlich zu glatten und spannungsarmen Black Metal-Vertretern wie DEAFHEAVEN und LITURGY abhebt, kann jedoch nicht als Qualitätsmerkmal für „The Process Of Self-Immolation“ herangezogen werden – NICHT wie eine andere Band zu klingen, zieht das eigene Ergebnis nicht zwangsläufig nach oben.
Was man ALRAUNE allerdings tatsächlich zuschreiben muss ist kompositorische und musikalische Ambition, auch wenn zur Spitze des US-amerikanischen Black Metals noch ein paar Meter fehlen. Hier sind Genrekollegen und stilistische Vergleichsobjekte wie ASH BORER oder KRALLICE schlicht markanter und aufregender. Aber ein Debüt ist ja auch ein Anfang: Und eben dieser Erstling der vier Jungs ist sicherlich kein Reinfall, aber bietet auch etwas wenig langfristigen Anreiz, die Scheibe aus dem Schrank zu kramen.
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