Alpha Tiger - Alpha Tiger

Review

Power Metal ist ein Genre, welches so klischeebehaftet ist, wie sonst nur der Black Metal. Aber gut, die Vorstellung, dass dieser Stil nur hohen Gesang, extrem melodiöse Gitarrenläufe und Texte über Drachen zu bieten hat, kommt auch nicht von ungefähr. Natürlich gibt es auch Ausreißer, wie die sächsischen ALPHA TIGER. Diese ließen schon immer andere Einflüsse zu und waren kein Abziehbildchen anderer Genregenossen. Dadurch konnten sie sich schon früh einen Status im Underground aufbauen. Der Nachfolger des überaus gelungenen „IDentity“ ist selbstbetitelt und ein weiterer Stilwechsel, welcher auch dadurch bedingt ist, dass mit Benjamin Jaino ein neuer Mann hinter dem Mikrofon steht. Durch die analoge Produktionsweise bewegt sich das Quintett mehr auf die Siebziger Jahre zu.

Nach dem Intro ‚Road To Vega‘ geht es mit ‚Comatose‘ auch schon direkt in die Vollen. Der Fast-Opener kann mit einem brachialen Riff punkten und zieht, trotz Hammond-Orgel, erstmal härtere Saiten auf, als man es von den Sachsen gewohnt ist. Die persönlichen Texte von Peter Langforth hat man beibehalten. So geht es in diesem Track um die grassierende Smartphone-Sucht. Dazu hat er in einigen Songs private Krisen verarbeitet. Als weiteres Highlight spielt sich ‚Singularity‘ heraus, das einige wunderbare Melodien hat, die Erinnerungen an die letzten MAIDEN-Alben wach werden lassen. Mit einem fetten Groove kommt ‚To Wear A Crown‘ daher, welches sonst abrupte Wechsel bieten kann. Zu nennen wäre auch noch das spannungsreiche ‚If The Sun Refused To Shine‘.

ALPHA TIGER erweitern ihren Spielraum.

Das gesamte Album kennzeichnet sich durch einen düsteren, aber stets organischen Sound. Die Power Metal-Wurzeln werden dabei nie verleugnet, während sich die Grenzen in Richtung Siebziger-Wärme und Neunziger-Riffs öffnen. Dabei bewegen sich die Sachsen stets in einem Fahrwasser, in dem sie die Gefühle traditioneller Metaller nicht verletzten. Die Mitsingbarkeit des Refrains wird natürlich auch gewährleistet, wie etwa in ‚Feather In The Wind‘. Dazu stellt die Western-Nummer ‚Welcome To Devil’s Town‘ eine eingängige Auflockerung dar. Der einzige Kritikpunkt ist, dass der neue Sänger Benjamin Jaino nicht so richtig zünden will, obwohl er technisch sehr versiert ist.

Abwechslungsreiches Album ohne Langeweile

Auch wenn genügend Leute mit den neuen Einflüsse hadern werden, so ist ALHPA TIGER mit diesem selbstbetitelten Viertwerk ein abwechslungsreiches Album gelungen, dass keine langweiligen Phasen beinhaltet. Als Stärke sind die guten Songs auszumachen, die mit den persönlichen Texten, maidenesquen Melodien und einigen Details überzeugen. Dazu ist es den Sachsen gelungen, ihren Sound auf eine interessante Weise weiterzuentwickeln. Dem Quintett ist eine sehr starke Platten im Hard ‚N‘ Heavy-Bereich gelungen,  die sicherlich auch in manchen Jahresbestlisten ihren Platz findet.

23.08.2017
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