Die 2020 gegründete Progressive-Metalcore-Band ALLT hat mit einigen EPs auf sich aufmerksam gemacht. Mit „From The New World“ veröffentlichen die Schweden nun ihren ersten Langspieler. Dabei können sie auf die Unterstützung von Century Media Records und somit auf die Vertriebswege von Sony setzen.
Ein Debüt zwischen Depression und Aufbruch
Eines muss man den Schweden – somit auch ALLT – lassen: Sie können jedem Genre ihren Stempel aufdrücken. Schon im Intro „A Flash Of Light“ fallen klare Unterschiede zu den herkömmlichen Metalcore-Projekten auf. Mit einer ungewohnten Mischung aus Naturklängen, apokalyptischen Sprechpassagen und Synthiesounds läutet die Platte einen Countdown ein, der für Spannung sorgt. Der eigentliche Opener „Remnant“ startet mit harten, von einem E-Piano umschmeichelten Shouting-Passagen und geht schnell in einen an Chester Bennington erinnernden Klargesang über. Darauf folgt eine an Epic Metal angelehnte Hookline und genretypische Breakdowns.
Auch im dritten Track „Aquilla“ bleibt die getragene Stimmung im Vordergrund, während Robin Malmgren nur Backing Vocals aufbietet und somit eine Klimax ankündigt, die im Refrain endlich ihre Erlösung findet. So anstrengend ist Metalcore selten.
ALLT sind zu poppig für den Underground …
Malmgren versteht sein Handwerk. Gekonnt wechselt er zwischen Squeals, Growls und Klargesängen und bildet mit den restlichen Instrumenten einen treffenden Takt. Gerade die cleanen Passagen erinnern immer wieder an ältere Platten von LINKIN PARK und auch beim Shouting wirkt der schwedische Sänger wie eine erwachsene Reinkarnation von Chester Bennington. Trotz dieser Eigenschaften bleiben ALLT aber weit weg vom Radioprogramm.
… aber zu hart für den Mainstream
Die Band präsentiert eine interessante Mischung und sitzt damit zwischen den Genrestühlen. Nicht nur der Gesang überrascht immer wieder mit seiner härteren Gangart, auch die Instrumente schalten plötzlich von 0 auf 180 und machen jede Vorbereitung zunichte. Das E-Piano geht in einen brutalen Distortionsound über, der schnell zu einem melodischen Part wechselt. Gewohnheit ist das Kryptonit der Schweden und es erfordert Geduld, sich auf die Platte einzulassen. Selbst nach mehrmaligem Hören erscheint es unmöglich, dieses uneheliche Kind zwischen LINKIN PARK und WHITECHAPEL einzuordnen.
„From The New World“ ist ein musikalischer Amboss
Die Platte ist weder schlecht noch misslungen und geht deutlich über „ganz okay“ hinaus. Dennoch ist sie in ihrer Progressivität schwer zu fassen und zu bewerten. Da das ganze Album so experimentell ist, gehen die einzelnen Tracks unbemerkt ineinander über und es ist schwer, Anfang und Ende auszumachen. „War dieser geile Refrain jetzt auf Track sieben oder doch erst beim neunten Song?“ – eine Frage, die sich ein Rezipient beim Hören von ALLT stellt.
Diese Unzugänglichkeit sollte aber niemanden abschrecken, der an besonders kreativen Projekten interessiert ist. Trotz der unbestreitbaren Schwere von „From The New World“ präsentieren ALLT hier ein aufmerksamkeitswürdiges Langspielerdebüt, das Lust auf mehr macht.
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