Chaos ist gut. Ich liebe Chaos. Und genau das wollen ALLES MIT STIL mit ihrem Abum verbreiten. Da habe ich Vorfreude.
Die Tiroler Großfamilie (wir haben es hier nicht mit vier, fünf, nein mit ganzen sieben Bandmembern zu tun) hat bereits mit den in den österreichischen Charts platzierten Single-Auskopplungen („Nie Mehr“ und „Eine Million“) dezent darauf hingewiesen, dass hier getrost auf Welpenschutz verzichtet werden kann.
Ohrwurmverpflanzung durch Rock-Alternative-Hip-Hop-Rapcore-Metal-Brei
„Eine Million“ ist der Song, der mir sofort im Ohr bleibt, und so sitze ich „wir kommen groß raus, wir drehen den Ton auf!“ summend und Review tippend an meinem Notebook. Der fette Brei aus Rock-Alternative-Hip-Hop-Rapcore-Metal macht besonders bei den schnelleren Nummern extrem Spaß. Wir werden hier gleich von drei Vocalist besungen, berappt und begrölt. Und ich freue mich keksig über fast SUCH A SURGE-artig hingerotzte Rapparts. Ehrlich, gesellschaftsanprangernd, gut. Hier und da gibt es den ein oder anderen „Reime-Monster“-Abzug. Z.B. beim Opener „Nie Mehr“: „Machen dich vor anderen klein. Werfen den Stein. Beende diese Pein, wir holen dich heim.“ Das wirkt hier so, als hätten die Burschen beim Texten bleistiftkauend „was reimt sich alles auf sein“ gegoogelt. Für mich von den Lyrics und dem Drive auch einer der schlechteren Songs auf dem Debüt.
Zwischen Freundschaft und Trauer, aber mit Dampf
Rein von den Texten her schwebe ich mit ALLES MIT STIL zwischen Zeilen über Freundschaft, Trauer, Suizidgedanken, Mut, Veränderungen, Verlust. Hier ist ihnen z.B. mit „Wolken“ ein wunderschöner Song gelungen. Getragen von sanften, an Rock kratzenden Gitarrensolos, gut sitzendem Klargesang und leichten Raps nehmen sie mich mit auf eine Schicksalsreise. Von der Fähigkeit immer wieder aufzustehen und weiterzumachen, und von der Tatsache, dass ein Schicksal nun mal schon länger feststeht, als wir es eigentlich wahrhaben wollen.
Zur zweiten Hälfte wird dann aber bei „Chaos“ auch mal der Kessel angeschmissen und Dampf gemacht. Endlich ein härterer Griff in die Gitarren, Shouten und nett wütender Sprechgesang.
Gut produziert, guter Gesamteindruck
Ich bin ein heimlicher Fan von „Sluts“, alleine weil im Refrain so schön „Slut“ gegrowlt wird. Das macht schon sehr Laune. Könnte meiner Meinung nach im Album öfter so drückend vorkommen. Aber der Gesang bremst es dann etwas aus und zieht es somit wieder mehr in die Alternative-Rock-Richtung. Geht für mich aber auch in Ordnung, da ALLES MIT STIL keinen reinen Metal machen wollen, sondern bewusst mit den einzelnen Möglichkeiten der Stimmrhythmik- und -lagen spielen. Das Paket ist, um es nicht zu vergessen, sehr gut produziert. Jeder einzelne Part der sieben Zwerge hinter den östereichischen Bergen kommt clean und präsent herüber ohne den Rest zu erdrücken. Gut gemischt.
Das ganze „Chaos“ gefällt mir. Wer Fan von Crossover-Sachen mit SUCH A SURGE-Merkmalen ist, der liket es sicher auch sehr feierlich. Ich für meinen Teil habe jetzt immer noch den Refrain von „Eine Million“ im Köpfchen. Könnte schlimmer sein. Reinhören lohnt sich somit auf jeden Fall.
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