Allen - Lande - The Revenge
Review
Als Anfang des Jahres Gitarrist Stefan Leibing seinen vorläufigen Ausstieg aus Deutschlands PRIEST-Klon Nummer eins bekannt gab, wurde kurzerhand der Schwede Magnus Karlsson, der sich nicht nur als Gitarrist, sondern auch als Songwriter und Produzent einen Namen gemacht hat, als neuer Sechsseiter bei PRIMAL FEAR vorgestellt. Damit haben Ralf Scheepers und Co. nicht nur einen echten Glückgriff getan, sonden eben jenen jungen Mann angeheuert, der bereits vor drei Jahren gemeinsam mit Russel Allen (SYMPHONY X) und Jorn Lande (JORN) mit „The Battle“ ein Highlight im Melodic-Metal-Bereich abgeliefert hat, das nicht nur Akzente setzen konnte, sondern regelrecht euphorisch von der Presse und den Fans abgefeiert wurde.
Mit „The Revenge“ sind die drei Herren nun zurück, wobei Karlsson wieder einmal die komplette Musik im Alleingang geschrieben und sowohl alle Gitarren, den Bass und auch das Keyboard eingespielt hat. Und das auf einer regelrecht atemberaubenden Weise, dass ich meinen imaginären Hut vor diesem Mann ziehen muss und in Ehrfurcht niederkniee.
Ging man auf „The Battle“ noch auf Nummer sicher, fällt das Zweitwerk des markanten Trios im Vergleich um einiges härter aus und zeigt die beiden Frontmänner durchgehend auf sehr hohem Niveau, wobei auch der Ausdruck packender und viel emotionaler klingt, als noch auf dem Vorgänger. Dabei überrascht bereits der Opener und Titelgeber, bei dem sich beide Sänger ein Stelldichein geben, mit stampfenden Double-Bass-Drums und einem treibenden Gitarrenriff, während der Refrain völlig überzeugt und sofort ins Ohr geht. Auch alle weiteren Songs, die mit wunderbaren Melodien und Hooklines regelrecht gespickt sind, haben sich die beiden Ausnahmesänger brüderlich untereinander aufgeteilt: während Lande mit dem Schmachtfetzen „Master Of Sorrow“ und der mächtigen Uptempo-Nummer „Under The Waves“ punkten kann, legt Allen mit den beiden Metal-Krachern „Obsessed“ und „Will You Follow“ nach. Wirklich große Momente gibt es allerdings, wenn die Herrschaften gemeinsam vor das Mikrofon treten. Dabei macht es eigentlich keinen Unterschied, ob sie dabei nun kräftig abrocken (z.B. „Wake Up Call“) oder eher balladeske Töne anschlagen (z.B. „When Time Doesn’t Heal“). Insgesamt ist einfach für jeden etwas dabei.
Damit ist der skandinavisch-amerikanische Kreativzusammenschluss den meisten vergleichbaren Anwärtern einfach einen Schritt voraus. Das Songwriting ist ausgereift, originell und anspruchsvoll, aber vor allem umschifft man auch die gängigsten Klischees und klingt – so seltsam sich das auch anhören mag – in der Tat erwachsen. Bleibt letztendlich nur zu hoffen, dass sich die Herren Allen, Lande und Karlsson irgendwann noch einmal für einen dritten Nachschlag zusammentun.