Allegaeon - Proponent For Sentience

Review

CD-Player einschalten und die neue ALLEGAEON „Proponent For Sentience“ einlegen. Ein bombastisch-klassisches Intro ertönt. Hat man etwa aus Versehen doch eine neue BLIND GUARDIAN erwischt? Keinesfalls, denn nach zwei Minuten ballern die Jungs mit dem ersten Teil des dreiteiligen Titelsongs gleich mal so richtig los, Melo-Death eher amerikanischer Prägung (z.B. ARSIS) ist angesagt. Das bedeutet im Klartext, dass man viele interessante Melodien mit der nötigen Härte sehr wohltuend kombiniert. Ein feiner Einstieg, und mit „All Hail Science“ geht’s gleich mal nahtlos weiter im Kontext, aber doch ein ganzes Stück brutaler. Das geht dann teilweise schon in Richtung BEHEMOTH und war jetzt nicht unbedingt so zu erwarten. Doch man darf es an dieser Stelle schon mal vorweg nehmen, Stilwechsel und Abwechslung sind eine wesentliche Konstante dieser Scheibe.

So geht man beispielsweise mit „From Nothing“ eher in Richtung Technical Death oder unternimmt mit „Of Mind And Matrix“ einen gekonnten Schlenker Richtung neuerer DARK TRANQUILLITY. Da werden sich die alten Schweden schon strecken müssen, wenn sie vor allem härtetechnisch in diese Regionen kommen wollen, ohne die Melodien auch nur im Ansatz zu vernachlässigen. Ab „Grey Matter Mechanics – Appassonata Ex Machinea“ wird dann so richtig deutlich, wie überaus ambitioniert ALLEGAEON auf dieser Scheibe zu Werke gehen. Man startet gekonnt akustisch, bevor dann wieder die Härte regiert, diesmal allerdings nicht Full Speed. Die Hooklines sind alles andere als rar gesät, einzig den überlangen Akustik-Ausklang hätte man schon etwas straffen können. Auch „Proponent For Sentience II – The Algorithm“ ist ein sehr gutes Beispiel für die Klasse der Jungs. Scheinbar spielerisch kombiniert man hier den Bombast neuerer DIMMU BORGIR mit einem Hauch SAMAEL-Kälte und erschafft damit eine äußerst majestätische Hymne. Mit „Terrathaw An The Quake“ wagt man sich dann erneut in ein anderes Terrain vor und präsentiert einen fast schon tanzbaren eingängigen Refrain. ALLEGAEON überraschen einen immer wieder, ohne jedoch den roten Faden zu verlieren. Außerdem gelingt es den Amerikanern vortrefflich, abseits der bereits tausendfach ausgelutschten Melodielinien zu musizieren und dabei niemals an der notwendigen Grundhärte zu sparen. Stark!

So nagelt man ein verdammt fettes Brett an den Zaun

Was sich im ziemlich progressiven „Demons Of An Intricate Design“ bereits andeutet, findet dann noch deutlicher bei „Cognitive Computations“ seine Fortsetzung: Man schreckt auch vor Klargesang nicht zurück. Das wird jetzt sicher nicht allerorten für Jubelstürme sorgen. Doch wenn das Ganze so gekonnt wie hier gemacht ist und dazu noch ziemlich perfekt ins Gesamtbild passt, dann bitte sehr, gerne. Das abschließende „Proponent For Sentience III – The Extermination“ beendet das Werk dann schließlich äußerst stilecht mit einem Potpourri der unterschiedlichsten Ideen. Vom Industrial bis zu fast schon poppigen Parts ist nahezu alles dabei. Wem hier langweilig wird, dem ist wohl kaum noch zu helfen. Eine Cover-Version ist ja oft nur schmückendes oder ergänzendes Beiwerk. Doch „Subdivisions“ verdient sich eine genauere Betrachtung. Das Original von RUSH ist sicher an sich schon ein richtig guter Song. Aber, auch wenn nun der Zorn der Anhänger von Kanadas Prog-Götter anschwellen wird, ALLEGAEON veredeln diesen Song sogar noch mit einer wohl dossierten Prise Härte.

ALLEGAEON nageln mit „Proponent For Sentience“ ein mächtig fettes Brett an den Zaun! Das ist ganz einfach äußerst facettenreicher Technical Melodic Death auf verdammt hohem Niveau. Und man wird irgendwie das Gefühl nicht los, dass die Jungs das Ende der selbst errichteten Fahnenstange noch lange nicht erreicht haben.

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22.09.2016

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2 Kommentare zu Allegaeon - Proponent For Sentience

  1. Bertold sagt:

    In Anbetracht was hier sonst so 10 Punkte bekommt, könnte man dieser Scheibe ne klare 10 geben! Genauso wie die Fragments Of Form And Function welche einfach durchweg genial ist!!
    Die vielleicht beste Death Metal Band in diesem Stil. Da sehen die meisten Melodic Death und Technical Bands alt gegen aus, gerade wenn man das Songwriting betrachtet

    10/10
  2. Pseudo sagt:

    Ich habe mein Albun des Jahres soeben gefunden!
    Die klasse diess Album ist echt überirdisch, hoch komplexe Songs und das dann auch noch so zugänglich, eine Gradwanderung die nicht jeder Band gelingt.
    Überall wo man hinhört musikalische Samenergüsse xD

    10/10