Wer sich eine Mischung aus (Melodic-) Death Metal, progressivem Gitarrengefiedel und mitunter breaklastigen Hooklines vorstellen kann, der sollte vielleicht mal in das Deütalbum der Amerikaner ALLEGAEON reinhören. „Fragments Of Form And Function“ bietet durchaus Ansätze ansprechenden Songwritings, das in manchen Momenten überzeugen kann, allerdings auch noch Luft nach Oben bietet.
Der Reihe nach: Die Basis der Songs ist in erster Linie technisches Hochgeschwindigkeits-Gitarrenspiel, das vor allem Fans rasanter Soloabfahrten oder DREAM THEATER-mäßigen Düdeleien ansprechen dürfte. Das mag sich leicht zynisch lesen, hat aber in der Tat einen gewissen Reiz, der ALLEGAEON schonmal nicht zur gewöhnlichen Brutalo-Combo verkommen lässt. Manchmal, wie beim Opener „The Cleansing“ spielt der klassisch ausgebildete Gitarrist Greg Burgess eindeutig dem Melodic-Death entliehene Melodien, dann wiederum streut er atemberaunde Soli ein, die im Großen und Ganzen tatsächlich songdienlich sind. Sänger Ezra Haynes ist hauptsächlich ein Death-Metal-Shouter und schafft es ebenso, einigen Nummern, etwa „Across The Folded Line“ oder meinem derzeitigen Favoriten „Point Of Disfigurement“ durch die Art seines immer recht wütend eingesetzten Organs seinen Stempel aufzudrücken.
Was der Scheibe allerdings fehlt, das sind vor allem gefühlvolle Momente, die ein wenig aus dem genannten Schema ausbrechen. So schön ausufernde Fiedelorgien manchmal sind, „Fragments…“ bietet nur wenig kompositorischen Tiefgang und wirkt an einigen Stellen unangenehm oberflächlich. Der akustische Ausklang der Siebeneinhalb-Minuten-Nummer „Biomech – Vals No. 666“ mag als Versuch durchgehen, dem mitunter sehr sterilen Grundausrichtung ein wenig Emotion zu verleihen, ist allerdings nicht auffällig genug, um seinen Zweck zu erfüllen. Auch das ein oder andere bodenständige Riff oder ein paar Ideen für atmosphärische Einsprengsel hätten dem Werk gut getan. So gibt es angenehm zu hörenden und durchaus mit erkennbarem Songwriting ausgestatteten Metal zu hören, ALLEGAEON sollten jedoch für die Zukunft dem körperlich tadellosen Erscheinungsbild ein wenig mehr Seele aufs Leib zaubern.
„Fragments Of Form And Function“ ist ein testendes Ohr wert und kann einen auch über die volle Spielzeit bei Laune halten, ein wirklich begeisterndes Werk hat die Band jedoch (hoffentlich) noch vor sich.
Kommentare
Sag Deine Meinung!