All For Metal - Gods Of Metal (Year Of The Dragon)

Review

Soundcheck August 2024# 22 Galerie mit 33 Bildern: All For Metal - Album Release Show in Hamberg

1988 proklamierten sich MANOWAR selbst zu den „Kings Of Metal“ und zeigten damit ironischerweise erste Abnutzungserscheinungen, die sich bis heute exponentiell verschlimmert haben. Was hat das mit ALL FOR METAL zu tun? Nun, die Band um ASENBLUT-Frontmann Tim „Tetzel“ Schmidt und Antonio Calanna (Ex-DEVICIOUS) bezieht sich gerne auf Joey DeMaios Lederhosenfasching und hat ihr zweites Album zudem vollmundig „Gods Of Metal (Year Of The Dragon)“ getauft.

ALL FOR METAL wollen den Metal-Göttern huldigen

ALL FOR METAL krönen sich zum Glück nicht selbst, sondern rufen vielmehr zu Huldigung der Metal-Götter auf. Ob die mit der hier gebotenen Form der Lobpreisung einverstanden sind, ist allerdings hochgradig streitbar. Denn schon das nur knapp ein Jahr alte Debüt „Legends“ stieß durchaus auf gemischte Reaktionen, auch bei uns in der Redaktion. Seinerzeit auf der eher skeptischen Seite, nahm ich mir fest vor, mit einer aufgeschlossenen Grundeinstellung an „Gods Of Metal“ heranzugehen, aber ALL FOR METAL machen es einem wirklich nicht leicht.

Das fängt schon beim „Artwork“ an, welches die Herren Schmidt und Calanna als barbusige Samurai mit einem fernöstlichen Drachen im Hintergrund zeigt. Nach dem japanischen Tierkreis ist 2024 nämlich das Jahr des Drachen und Shogun war ja auch grade erst ein Serienhit, warum also nicht? Nur eine ernsthafte Auseinandersetzung mit japanischer Kultur und Mythologie sollte man hier nicht erwarten. Auch der Blick auf die Tracklist gerät verheißungsvoll; das Intro „Cry For Help“ und der letzte Song „Who Wants To Live Forever“ (kein QUEEN-Cover) erweisen sich im Nachhinein als prophetisch, das Outro „The Journey Will Not End“ wirkt nach diesem Ritt gar wie eine Drohung.

Lieber growlender Germane als singender Samson

Aber spulen wir mal kurz zurück und gehen auf das ein, was dazwischen passiert. Was hat sich seit dem Debüt bei ALL FOR METAL getan? Nun, wenig, denn das Grundrezept bleibt erstmal bestehen. Antonio Calanna singt sich nach wie vor souverän durch die Power-Metal-Tonleiter und Tetzel…naja…Tetzel singt eben. Es bleibt dabei, growlen kann er; wenn er allerdings bei ALL FOR METAL die Leadstimme übernimmt oder mit knuffigem Sprechgesang den Geschichtenerzähler mimt, klingt das immer noch, als würde Samson aus der Sesamstraße jetzt auf Christopher Lee machen. Und das beißt sich doch arg mit der starken Leistung seines Gegenparts.

Die Kompositionen decken wie schon auf „Legends“ simpel riffende Mitgröl-Stampfer wie den Titeltrack, schunkeligen Bumsfaldera der Marke „Like Thor And Loki“ und maximal kitschige Halbballaden wie „Path Of The Brave“ oder den bereits erwähnten „Zum-Glück-nicht-QUEEN“-Song ab. Dazwischen gibt es mit dem an HELLOWEEN erinnernden „The Way Of The Samurai“ und „When Monsters Roar“ allerdings auch ein paar wirklich ordentliche Euro-Metal-Nummern zu verzeichnen, die massiv davon profitieren, dass Tetzel sich vornehm im Hintergrund hält und die beiden durchaus kompetenten Gitarristinnen Jasmin Pabst und Ursula Zanichelli mal von der Leine gelassen werden. Auch das gemeinsam mit BURNING WITCHES-Fronthexe Laura Guldemond und Kai-Hansen-Filius Tim Kanoa Hansen (INDUCTION) vorgetragene „Valkyries In The Sky“ gehört zu den besseren Stücken des Albums und zeigt was ginge, wenn man denn nur wollte.

Inhaltlich lassen ALL FOR METAL natürlich mal wieder kein Klischee aus und es scheint, als hätte man die wichtigsten Schlagworte aus dem Metal-Duden durch eine KI gejagt. Dahinter steckt natürlich Kalkül, allerdings schießt die Band dabei so weit übers Ziel hinaus, dass man nie genau weiß, ob es sich hier nun um eine Hommage, Satire oder Parodie handeln soll.

Metal darf auch Spaß machen, aber…

Und bevor es heißt, ich würde keinen Spaß verstehen: Doch, Metal darf ruhig auch mal primär auf Spektakel gepolte Stimmungsmusik fürs große Publikum sein. Darauf zielen ALL FOR METAL sicherlich auch ab, denn höchst professionell ist das Ganze gemacht und wieviele Bands haben schon, kein Witz, zwei Tänzerinnen fest im Lineup? Aber selbst in diesem Sektor gibt es mit ALESTORM, BROTHERS OF METAL oder NANOWAR OF STEEL deutlich pfiffigere Alternativen, die in homöopathischen Dosen durchaus gut zu unterhalten wissen.

ALL FOR METAL fehlt es dagegen an einem klaren Konzept abseits von „Meddl Leude!“, sie wollen gleichzeitig Wikinger, Samurai und fantastische Krieger sein und wirken letztlich doch nur wie das Animationsprogramm für die nächste Metal-Kreuzfahrt. Live findet das sicherlich sein Publikum, auf Albumlänge überschreitet „Gods Of Metal“ aber trotz einer im Vergleich zum Debüt höheren Dichte an gutklassigen Songs mehrfach die Schmerzgrenze.

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16.08.2024

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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