Alkymist - Sanctuary

Review

Eingedenk der Tatsache, dass “Sanctuary” sowohl Heiligtum als auch Schutzgebiet bedeuten kann, hätten die Dänen ALKYMIST ihr neues Album kaum treffender betiteln können. Denn “Sanctuary” ist gleichermaßen majestätisch und unnahbar wie ein Reliquienschrein, doch von der stoischen Größe des letzten schmelzenden Gletschers.

“Sanctuary” ist eine Studie in den Spektren der Graustufen

Als Ganzes ist das Album von geradezu monolithischer Harmonie, da “Sanctuary” sich von schweren, langsamen Beats nie abwendet und impulsive Gefühlsausbrüche oder unnötige Schnörkel vermeidet. Rein musikalisch allerdings verweigern sich ALKYMIST traditionellen Melodien vollends und befinden sich eher in der tonalen Ästhetik von TRIPTYKON. Die scheinen generell häufiger im Proberaum von ALKYMIST zu laufen.

Die auf “Sanctuary” erkundete Palette reicht von zynischem Nihilismus (“Oethon”) über nyktalgische Hilflosigkeit (“Desolated Sky”) bis hin zu völliger Apathie (“The Dead”). Dazwischen gibt es immer wieder fragile Interludien, die die karge Einsamkeit einer Steinküste untermalen könnten. Für ein Album, das zunächst wie die vertonte Weltverlassenheit an sich klingt, ist das eine beachtliche Breitendimension. Das schlichte Cover symbolisiert diese Graustufen perfekt.

ALKYMIST legen mit “Sanctuary” wenig Wert auf Zugänglichkeit

ALKYMIST sind mit Songs wie “The Dead” oder “Draugr” in der ersten Albumhälfte fast schon zu cool und macho-mäßig, was vor allem über den Gesang transportiert wird. Sie wirken etwas wie eine elitäre Biker-Gang, die man in der Kneipe auf keinen Fall ansprechen möchte. Eindrucksvoll wirken diese Passagen wegen der massiven Wucht ihrer Riffs aber trotzdem. Geringfügig problematisch ist auch die Tatsache, dass sich “Sanctuary” insgesamt einige Minuten länger anfühlt, als es tatsächlich ist. Dafür können Hörer*innen 43 Minuten einer echten Gourmet-Produktion genießen. Bis sich echte Begeisterung einstellt, dauert es allerdings einige Zeit.

Grundsätzlich mehr davon. Bitte.

Wenn sich ALKYMIST in ihrem verschlingenden Sog aus Sludge, Doom und Zerbrechlichkeit ergehen, wirken sie einfach am besten. Die groovigen Wirtshausschlägerparts wirken daneben etwas deplatziert. An sich ist aber wenig gegen “Sanctuary” einzuwenden, was die Lust auf Live-Gigs und zukünftige Veröffentlichungen definitiv größer macht.

24.05.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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