Das Konzert
21 Uhr, Wacken Open Air, die Sonne lacht und ungefähr 60.000 Menschen fiebern gespannt dem Auftritt des amerikanischen Altmeisters Vincent Damon Furnier alias ALICE COOPER entgegen. Im stilvollen rot-schwarzen Anzug und unter Funkenregen betritt der mittlerweile 66-jährige Schock-Rocker die Bühne. „Hello Hooray“, „House Of Fire“ und „No More Mr Nice Guy“ sind sichere Nummern und bewegen das Publikum bereits am Anfang zum unverzüglichen Mitfeiern. Pünktlich zur lässigen Rock’n’Roll-Nummer „Under My Wheels“ weicht das Jackett der nietenbesetzten Lederkutte, man merkt Alice Cooper (ebenso wie seiner recht jungen Band) an, dass ihm der Aufenthalt in Wacken reichlich Spaß beschert. Neben dem charismatischen Amerikaner sticht dabei vor allem Orianthi Panagaris, die vermutlich hübscheste Gitarristin der Welt, ins Auge. Pünktlich zu „Welcome To My Nightmare“ erfolgt ein vollständiger Kleiderwechsel und Mr. Cooper schlüpft in einen abgewetzten Wrack samt Zylinder, welche beide aufwändig durch verschiedene Knochen verziert wurden und somit eine schaurige Atmosphäre auf die Bühne bringen. Mit „He’s Back (The Man Behind The Mask)“ hat es neben sämtlichen erwarteten Klassikern auch wieder eine waschechte Überraschung auf die Setlist geschafft – netter Zug! Egal ob die Verwandlung des blutverschmierten Doktor Alice in einen mehrere Meter großen Zombie („Feed My Frankenstein“), dessen Verhaftung durch eine durchgedrehte Krankenschwester („Ballad Of Dwight Fry“) oder eine mithilfe der Guillotine durchgeführte Enthauptung, ALICE COOPER zieht sämtliche Register, um das Publikum zu begeistern. Und das gelingt ihm und seiner Band ohne Zweifel. Nach seinem „Tod“ findet er sich auf einem Friedhof wieder, es folgen Coverversionen berühmter Songs bereits toter Musiker, so zum Beispiel THE DOOR’s „Break On Through“ (als Hommage an den 1971 verstorbenen Jim Morrison) oder THE WHO’s „My Generation“ (als Ehrerweisung an den 1978 verstorbenen Keith Moon). Zurück in der eigenen Diskografie ist es „I’m Eighteen“, das das Schluss-Trio der Show einleitet und zu dem ironischerweise eine Krücke als Gehhilfe gebraucht wird. Gefolgt vom vermutlich zweitbekanntesten Song des Musikers, „Poison“, wartet nahezu das gesamte Publikum auf den Cooper-typischen Rausschmeißer. Und wie erwartet heißt der letzte Song der Show „Schools Out“. Im goldenen Frack betritt der Sänger ein letztes Mal für den heutigen Auftritt die Bühne. Umgeben von riesigen Luftballons und tausenden Seifenblasen folgt allerdings eine letzte Überraschung: Im Mittelteil des Liedes verbaut der Amerikaner ein gelungenes Cover des PINK-FLOYD-Classics „Another Brick In The Wall“ – ganz großes Kino!
Stimmlich und musikalisch auf einem ganz hohen Level ist es bewundernswert, wie fit und motiviert ALICE COOPER auftritt. Mit geschlagenen 66 Jahren gelingt es ihm und seiner jungen Band, eine Show abzuliefern, die ihresgleichen sucht und 90 Minuten Vollgas gibt. Eine Setlist, welche so ziemlich alle Veröffentlichungen abdeckt, lässt am Ende des Auftritts keine Wünsche offen und gibt einen allumfassenden Überblick über die Karriere von ALICE COOPER (und wird durch gut gewählte Coverversionen abermals aufgewertet). Ein so perfektes Zusammenspiel aus Musik, Show und Inhalt ist ohne Zweifel einzigartig und ohne Konkurrenz.
Die DVD
Mitunter ist es bereits vorgekommen, dass Plattenfirmen lediglich die Leinwandbilder einzelner Auftritte genommen haben, die Tonspur aus dem jeweiligen Mischpult darüberlegten und anschließend versuchten, das Ganze für viel Geld an den Mann zu bringen. „Raise The Dead – Live From Wacken“ ist das komplette Gegenteil. Die Herren aus dem Hause UDR spendierten der 90-Minuten-Live-DVD einen frischen Schnitt, welcher perfekt mit Musik und Inhalt harmoniert und die erlebte Atmosphäre ein weiteres Mal aufkommen lässt. Selbst auf herkömmlicher DVD kann sich das Gezeigte wirklich sehen lassen. Aber auch soundtechnisch hat man das vorliegende Werk noch einmal ordentlich aufpoliert: Den Zuschauer erwartet ein druckvoller, glasklarer und ausgewogener Sound, der an den richtigen Stellen immer mit der richtigen Mischung von Publikumsreaktionen aufgearbeitet wird. Mit im Zubehör: ein 20-minütiges Interview mit ALICE COOPER höchstpersönlich.
Die CD’s
Auf den Besitzer des handelsüblichen Boxsets warten neben bereits besprochener DVD auch noch zwei Audio-CD’s, welche das komplette Konzert beinhalten. Zusätzlich auf diesen enthalten sind zwei weitere Cover: zum einen „Revolution“ (THE BEATLES) und „Foxy Lady“ (THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE). Aber nicht nur das, man hat sich für die CD’s ein weiteres Mal ans Mischpult gesetzt und sie nochmal in ein neues Soundgewand gehüllt – noch druckvoller und klarer als schon auf besagter DVD.
Fazit
90 Minuten pure Rock’n’Roll-Show des Altmeisters ALICE COOPER wurden auf „Raise The Dead – Live From Wacken“ stilecht auf DVD und CD gebannt. Neben der 90-minütigen DVD, die bis auf zwei Titel das komplette, ungeschnittene Konzert enthält, gibt es zwei CD’s, die durch einen noch besseren Sound mindestens ebenso ehrerweisend daherkommen. Die Shows von ALICE COOPER zählen unbestritten zu den spektakulärsten dieses Genres und dieses Produkt tut es auch! Volle Punktzahl – abtreten!
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