Es hatte sich spätestens mit der „Breadcrumbs“-EP und dem letzten Album „Paranormal“ abgezeichnet. ALICE COOPER tendiert musikalisch wieder in die Siebziger. „Detroit Stories“ ist 50 Jahre nach ihrer ersten Zusammenarbeit, eine erneute Kollaboration mit Produzentenlegende Bob Ezrin (KISS, anyone?). Was kann da noch schief gehen? Genau, eigentlich nichts. Zumal der Coop seinen mittlerweile drölfzigsten Frühling erlebt und durchschlagkräftiger als in manch anderer Phase seiner Karriere agiert. Über seine Begleitband braucht man auch keine weiteren Worte zu verlieren, alles ausnahmslos Könner an ihren Instrumenten. Also hinein ins Vergnügen.
Vorhang auf für die Show
Der Vorhang geht auf und Onkel Alice und seine Jungs und Mädels entführen uns nach Detroit, der Heimatstadt des Namensgebers. Geboten wird ein gelungenes Potpourri aus allerlei Stilrichtungen, die aber allesamt von ALICE COOPERs Stimme zusammengehalten werden und so homogen funktionieren. Vom entspannten Opener „Rock And Roll“, das folgende, flotte „Go Man Go“ über das an die Sixties angelehnte „Our Love Will Change The World“ (wäre ein Knaller bei WDR4) bis hin zu aggressiveren Nummern wie „I Hate You“, „Sister Anne“ und „Don’t Give Up“ (starker Text) wird hier ein ganz großes Spektrum an Songs geboten, die allesamt weniger mit den Hard Rock Produktionen aus den Achtzigern, als vielmehr mit den Siebzigern zu tun haben.
Abwechslung ist Trumpf
Hinzu kommen Songs wie das bluesige „Drunk And In Love“ oder das mit Motown-Chor unterlegte „$1000 High Hell Shoes“, die noch einmal neue Nuancen in den Sound von ALICE COPER einflechten und so einen lässigen Ohrwurm wie „Independence Dave“ muss man auch erst einmal hinbekommen. Dabei verliert sich ALICE COOPER nicht in zahnloser Nostalgie, sondern schafft es den Spirit einer Dekade ins Jahr 2021 zu hieven, ohne dabei wie eine Coverversion von sich selbst zu klingen. Das ist sicherlich keine einfache Aufgabe gewesen, aber bei ALICE COOPER wirkt es frisch und nicht bemüht. „Detroit Stories“ offeriert keinerlei Schwächen, sodass man das Album aufgrund seiner Vielfalt gut durchhören kann. Die Songs selbst sind dabei schön kurz gehalten, haben aber genug Unterhaltungswert, respektive genug Substanz um nicht langweilig zu sein.
Der drölfzigste Frühling
Generell steht Meister COOPER dieser erneute ‚Stilwechsel‘ gut zu Gesicht. „Detroit Stories“ klingt frisch und unverbraucht. Ganz so, wie man es von einer jungen und hungrigen Band erwartet. Dass der Altmeister des Schock-Rock hier abermals ein Album veröffentlicht, das ihn in Bestform präsentiert, ist schon ziemlich cool. Dazu hat das Album sogar das Potential neue Fans zu akquirieren. Dass Altfans hier blind zugreifen können, brauche ich an dieser Stelle nicht gesondert erwähnen, denke ich.
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