Alexisonfire - Old Crows/ Young Cardinals
Review
Drei Jahre haben sich ALEXISONFIRE Zeit gelassen, um den lang ersehnten Nachfolger zum recht poppigen „Crisis“ unter die Leute zu bringen. „Old Crows/ Young Cardinals“ heißt das gute Stück und zeigt die Kanadier wiederum in einem veränderten Licht. Denn auch auf dem vierten Album wurde der ureigene Stilmix weiter verfeinert und modifiziert. Von neu erfunden kann sicherlich nicht die Rede sein, aber der Reihe nach.
Gegensätze zu vereinen, war schon immer die Stärke von ALEXISONFIRE und so setzt der Fünfer immer noch auf Punk, Screamo und Pop, sowie das ewige Duell zwischen rohem Geshoute und der unverwechselbaren Singstimme von Dallas Green. Die punkigen Versatzstücke kommen deutlich roher und ungestümer daher und legen die Wurzeln der Band schonungslos frei. Die soften Teile hingegen gehen nicht mehr so offensichtlich mit ihrem Popappeal hausieren und so wirkt „Old Crows/ Young Cardinals“ anfänglich nicht ganz so zugänglich wie noch der Vorgänger. Ein paar Durchläufe muss man den elf Songs schon gönnen, um sich zu entfalten. Aber nimmt man sich die Zeit, streifen die Stücke ihren anfänglich etwas wirren Eindruck ab, mausern sich zu wahren Ohrwürmern und zeichnen ein wohliges, homogenes Bild. Die erste Hälfte besteht nur aus Hits. Sei es der Opener „Old Crows“ mit seinem unnachahmlichen Drive, die mit einem wunderbaren Refrain versehene Single „Young Cardinals“ oder das treibende „No Rest“. Alle zeigen ALEXISONFIRE von einer gereiften Seite, die mitreißt.
„We are not the kids we used to be“ wird im Opener skandiert und so haben es auch Songs von einem ganz anderen Schlag auf das Album geschafft. „The Northern“, bestens in der Mitte platziert, offenbart eine experimentellere Seite. Unterlegt mit Orgeln und angereichert mit Gospel-Chören, stellen sich mir bei diesem Stück die Nackenhaare in Hundertschaften zu Berge.
Und auch im Anschluss bleibt die Hitdichte rekordverdächtig. „Midnight Regulations“ wird dominiert von Dallas großartiger Stimme und entlädt sich in einem simplen, aber effektvollem Refrain. Danach ziehen „Emerald Street“, „Heading For The Sun“ und „Accept Crime“ das Tempo wieder an, strotzen nur so vor Energie, bieten aber ebenso schöne Melodien zum schwelgen. Den Endpunkt markiert „Burial“. Eine Ballade, bei der wieder die Orgel zum Einsatz kommt und ein wenig an Dallas’ Akustik-Seitenprojekt CITY AND COLOUR erinnert.
Wie gesagt „Old Crows/ Young Cardinals“ braucht seine Zeit, aber dann schlägt es richtig ein! Vielleicht die bisher beste Platte von ALEXISONFIRE.