Naturmystik im (Black) Metal ist eigentlich ein ausgestorbenes Konzept, das ULVER auf „Bergtatt“ zum Leben erweckt, das EMPYRIUM in Deutschland etabliert und das dann irgendwann vor etwa zehn Jahren alle vergessen haben. Bis auf die Nostalgiker natürlich, die irgendwann Bands wie AGALLOCH gegründet und dem Spirit von Naturgeistern, verlassenen Orten, Wäldern und Seen nachgetrauert haben. Das gibt es jetzt auch in Deutschland: EDEN WEINT IM GRAB-Chef Alexander Paul Blake besinnt sich mit seinem Soloprojekt auf die Wurzeln des spukigen Black Metals, wie er ihn Anfang der 90er Jahre geschätzt hat. Und das tut er offen programmatisch mit einem nicht übel prätentiösen Titel: „Die Rückkehr ins goldene Zeitalter“, was sich wohl eher auf die transzendente Lebensweise fernab der Industriegesellschaften als auf die Glanzzeiten dieser musikalischen Stilistik bezieht.
Inspiriert von dem gut 150 Jahren alten Roman „Walden“ des Aussteiger-Autoren Henry Thoreau, der genau diese Einstellung thematisiert, illustriert Blake innerhalb von zwölf Tracks acht ausgewählte Szenerien des tagebuchartigen Werkes, die relativ lose miteinander verwoben sind. Verbunden werden die Hauptstücke dabei von akustischen Interludien aus Akustikgitarren, Flöten und dezenten Samples, die allzu offensichtlich an ULVERs „Kveldssanger“ oder EMPYRIUMs Spätwerke erinnern, was sehr hübsch ist. Den schwarzmetallischen Anteil stellen zumeist eher getragen-rockige, manchmal aber auch wüst ausbrechende Songs, deren Schwerpunkt ausgewogenen zwischen düsterem Riffing und atmosphärischen Keyboards austariert ist. Das ist oft wirklich stimmig umgesetzt („Weltenbrandasche“, „Wolfsnacht“), oft arg inspiriert (für „Naturgeisterschauspiel“ könnten sich DIMMU BORGIR noch „Stormblast“-Credits gutschreiben lassen, für „Kosmosmelodie“ stand sicherlich Varg Vikernes Pate) und manchmal auch ein bisschen zu verkitscht. Das gehört nun allerdings zum Konzept und zu Blakes eigenem Stil dazu und ist im Grunde sogar ganz charmant. Einzig die manchmal zu düdeligen und dazu verdächtig verstimmt klingenden Leadgitarren hätten vielleicht nicht sein müssen.
Drei wesentliche Schwachpunkte hat das Album. Zum einen ist Blakes Kreischgesang dünn-keifig und ein bisschen comichaft – leider ein echter Weghörer. Zum anderen ist die Produktion des Albums kein Volltreffer – flach, ohne atmosphärische Tiefe, auch wenn man durchaus erahnen kann, wohin das hätte führen sollen und können. Da ist 2012 trotz aller Nostalgie und gerade mit eigenem Studio mehr drin. Und zuletzt ist „Die Rückkehr…“ mit knappen 65 Minuten ein ziemlicher Brocken, den zumindest ich auch gerne in etwas kleinerer Portion genommen hätte. Naturmystischer deutscher Nostalgieretrountergrund also, nett umgesetzt, aber ausbaufähig – da braucht es bis zum „goldenen Zeitalter“ noch ein wenig.
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