Alev - Black Carousel

Review

Die Münchner Band ALEV veröffentlicht mit “Black Carousel“ ihr drittes Studioalbum. Eine Besonderheit ist, dass die Scheibe live eingespielt wurde – eine Herangehensweise, die sich auch die Ruhrpott-Thrasher KREATOR zueigen machten. Damit enden allerdings die Parallelen zu Mille und seinen Kollegen.

Denn ALEV (türkisch für Flamme) zelebrieren Rock mit Metal-Anleihen und weiblichem Gesang. Dieser kommt mal klar und hell, mal rauchig daher und weiß durch seine Variabilität zu überzeugen. Auch die vier Musiker beherrschen ihre Instrumente, aber wirklich herausragend ist weder die Darbietung noch das Songwriting. Dennoch sind die zwölf Songs definitiv nicht schlecht oder unausgegoren.

Allerdings kann ich die im Anschreiben erwähnten „manchmal schizophren anmutenden“ Passagen nicht ausmachen. Genauso wenig kann ich nachvollziehen, warum ALEV ihre Musik nicht als Produkt, sondern als Kunstwerk sehen. Denn ich fühle mich beim Konsum der Platte stark an kommerziell erfolgreiche Bands wie GUANO APES oder DIE HAPPY erinnert. Die Songs sind zwar allesamt eingängig und solide, aber keineswegs besonders innovativ.

Was mir sehr gut gefällt, ist die aus der Produktionsweise des Live-Einspielens resultierende Dynamik. Davon profitieren die Songs, denn häufig wechseln sich ruhige, beinahe melancholische Parts mit Ausflügen in New Metal-Gefilde ab. Diese Wechsel kommen sehr natürlich und nicht konstruiert daher. Musikalisch tanzt der Titel “Lose“, welcher als Soundtrack für den Dokumentarfilm “Starbulls“ ausgewählt wurde, ein wenig aus der Reihe. Hier übernimmt das ansonsten meist dezent im Hintergrund gehaltene Keyboard eine prägende Rolle. “When It´s Over“ erinnert sowohl stimmlich als auch vom Gitarrenriffing her an EVANESCENCE. Das schlicht als “Zwischenstück“ betitelte Instrumental folgt einem klaren Aufbau und beinhaltet einige tolle Gitarrenmelodien. Auf reine Balladen verzichtete das Quintett diesmal völlig, so dass die Platte etwas rockiger als ihre Vorgänger daherkommt.

Worauf die Band vielleicht in Zukunft verzichten sollte, sind die pseudo-politischen Stammtischparolen im Anschreiben. So sehen sich ALEV aufgrund ihrer multikulturellen Zusammensetzung als „eine Art Mini-Integrations-Schule mit öffentlichem Lehrauftrag“ und als „Gegenentwurf zu einer deutschtümelnden Gesellschaft mit rassistischen Tendenzen á la Sarrazin“. Ich weiß nicht, was die Band mit diesen Aussagen bezweckt, denn ich bin nur für das Bewerten der Musik zuständig und verteile keine Sonderpunkte für politisches Engagement oder interkulturelle Lehrtätigkeiten.

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23.01.2011

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