Zugegeben, es gibt weitaus anspruchsvollere Bands als die Möchtegern-Piraten ALESTORM. Nichtsdestoweniger garantiert ihr eingängiger Gute-Laune-Party-Metal stets spaßige Live-Auftritte. Was sollte also bei ihrer vor kurzem unter dem Titel „Live At The End Of The World“ erschienenen ersten DVD-Veröffentlichung groß schiefgehen können?
Leider doch einiges – und das ist zum überwiegenden Teil nicht die Schuld der Musiker. Dass die Schotten bei ihrer Show, die am 18. Januar 2013 im australischen Melbourne aufgezeichnet wurde, dem Alkohol nicht weniger eifrig zusprechen wie ihr Publikum, war zu erwarten – nicht ohne Grund hat sich Drummer Peter Alcorn gleich eine komplette Schnapsbar an sein Trommelgestell schrauben lassen. Als logische Konsequenz schleichen sich mit fortschreitender Showdauer bei den ALESTORM-Mannen auch einige spieltechnische Schludrigkeiten und mittelschwere Patzer ein, gerade Frontmann Christopher Bowes liegt gerne mal ein wenig neben der Spur.
Richtig schlimm ist dies nicht und dass bei der studiotechnischen Aufbereitung des Klangbilds nicht großartig nachgebessert wurde, kommt dem authentisch-dreckigen Live-Feeling zugute. Über einen Mangel an Energie und Spielfreude seitens ALESTORM kann man sich jedenfalls nicht beschweren, die Stimmung im vollgepackten „Hi-Fi“-Club erreicht rasch den Siedepunkt und wird von der Silberscheibe adäquat transportiert. Warum also reicht es am Ende doch nur für eine mittelmäßige Wertung?
Das liegt in erster Linie daran, dass die Bild- und Tonqualität deutlich hinter den Erwartungen zurückbleibt. Der Klang ist zu dumpf und matschig geraten, Kameraführung und Schnitt zu unruhig. Die karge Beleuchtung lässt die Optik reichlich farb- und kraftlos wirken, zudem verunstalten allzu oft Rauschen und Artefakte das Bild. Und falls die zittrige Darstellung der Schrift bei den Titeleinblendungen eine bewusste Entscheidung gewesen sein sollte, so definitiv keine gute.
Auch das Drumherum wirkt zwar im ersten Moment ganz nett, bei genauerer Betrachtung aber arg minimalistisch und geradezu lieblos zusammengestellt. Die DVD-Menüs werden von schicken, aber viel zu langen und nicht überspringbaren Animationen dominiert, die Verpackung kommt zwar als schickes Digi-Book aber komplett ohne Booklet daher. Die Bonus-Features bestehen in erster Linie aus der dreiviertelstündigen Tour-Dokumentation „Chunder Down Under“, die aber wenig mehr als eine wirre Aneinanderreihung von Backstage-Material darstellt, bei der der fehlende rote Faden den Unterhaltungswert gen Null tendieren lässt.
Im Grunde reicht es, sich das fünfminütige und durchaus launige Video zum VILLAGE-PEOPLE-Cover „In The Navy“ zu Gemüte zu führen, dieses wird gewissermaßen von einem Best-Of-Zusammenschnitt der in der Tour-Doku verwursteten Szenen visuell begleitet. Dass es sich beim Ultrakurz-Musikvideo zu „Rumpelkombo“ hingegen eher um einen netten Scherz als einen vollwertigen Bonus handelt, wird sich hingegen jeder denken können, der das „Stück“ kennt.
Für ein Bootleg wäre „Live At The End Of The World“ wirklich großartig, als vollwertige DVD-Veröffentlichung kann die Scheibe hingegen nicht überzeugen. ALESTORM-Fans, die über die unzulängliche Aufbereitung hinwegsehen können, dürften an der unterhaltsamen Show dennoch ihren Spaß haben. Eine Audio-Fassung des kompletten Konzerts liegt zudem als Audio-Fassung auf einer Bonus-CD bei, die allerdings in klangtechnischer Hinischt gegenüber der bereits nicht sonderlich ohrenschmeichelnden DVD weiter abfällt.
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