Leinen los, ALESTORM stechen mit „Curse Of The Crystal Coconut“ drei Jahre nach „No Grave But The Sea“ zum insgesamt sechsten Mal in Album-See. Im Soundcheck segelten die Folk-Freibeuter um Klamauk-Kapitän Christopher Bowes zwar knapp an den oberen Plätzen vorbei, erbeuteten aber dennoch vereinzelt recht hohe Wertungen. Ob die schottischen Kult-Korsaren mit ihrem Seemannsgarn von hungrigen Untoten, dem sagenumwobenen Tortuga oder dem furchtlosen Piraten Fannybaws selbst gestandenen Matrosen in einer zwielichtigen Hafentaverne einen (See-)Bären aufbinden könnten oder ob die Crew doch eher (musikalischen) Schiffbruch erleidet, lest ihr hier! Arrrrr!
ALESTORM – Reif für die Insel?
Bereits seit einigen Jahren steuert Frontmann Christopher Bowes sein Piratenschiff souverän durch die tosenden Gewässer der Musikwelt, legt inzwischen regelmäßig bei namhaften Festivals an, plündert sich auch außerhalb Europas von Show zu Show und erkämpfte sich zuletzt gar beachtliche Charterfolge. ALESTORM sind dort angekommen, wo sie hingehören. Kein Wunder, schließlich sorgen die Jungs live wie auf Platte stets für erstklassiges Entertainment. Das zeigt sich auch direkt am Opener „Treasure Chest Party Quest“, der nicht nur mit einem ulkigen, aber dennoch sehenswerten Video auftrumpft, sondern gleichzeitig Riffs und Melodien in bester Power-Folk-Manier liefert.
ALESTORM schreiben erneut große, stimmungsvolle Partyhymnen („Fannybaws“, „Tortuga“), die – musikalisch gesehen – das Rad trotz einiger Überraschungen zwar nicht neu erfinden, dafür umso mehr zum Mitsingen einladen und dank des stilistischen Mixes aus munteren Folk Metal-Parts, energetischen Power Metal-Anleihen und dem ein oder anderen durchaus härteren Riff genau das bieten, was die Band letztendlich bekannt gemacht hat. Dabei fällt auf, dass die trinkfreudige Piratencrew den Aufbau ihrer Alben grundsätzlich überraschend nüchtern plant und strukturiert.
So erweist sich „Chomp Chomp“ als die obligatorische harte Nummer, die zwar nach wie vor authentisches Seefahrer-Feeling versprüht, insgesamt jedoch recht harsch voranprischt. „Call Of The Waves“ deckt dahingegen den balladesk-melancholischen Teil des Albums ab, während man dank des episch-opulenten „Wooden Leg Pt. 2 (The Woodening)“, in dem es mit dramatischer Melodieführung und schrägem 8-Bit-Solo hoch hergeht, auch direkt eine Nummer mit Überlänge abgearbeitet hat. Recht starke Geschütze, die ALESTORM da auffahren! „Zombies Ate My Pirate Ship“ entpuppt sich jedoch als das absolute Highlight der Platte, denn der hymnenhaft-heroische Song strotzt nur so vor Energie und bietet einen Chorus, zu dem man am liebsten selbst in See stechen würde.
Als eher mäßige Nummern erweisen sich „Pirate’s Scorn“ und das sehr kurze „Shit Boat (No Fans)“. Während ersterer Song viel zu klischeebehaftet und dementsprechend unspektakulär verläuft, steht letztere Nummer sinnbildlich für Christopher Bowes‘ teils genialen, in diesem Fall jedoch leider auch sehr trivialen, unnötig aufgesetzen Humor. ALESTORM müssen manchmal tatsächlich aufpassen, nicht einfach nur zu einer Kuriosität der Szene zu verkommen. Glücklicherweise reißen die Jungs mit dem packenden „Pirate Metal Drinking Crew“ – absolutes Pflichtprogramm für künftige Live-Sets – das Ruder noch einmal rum. Auch die Neuinterpretation der schottischen Folk-Ballade „Henry Martin“, an die sich schon Größen wir JOAN BAEZ oder DONOVAN gewagt haben, gelingt.
„Curse Of The Crystal Coconut“ – Alle Jahre wieder
Nein, wirklich viel hat sich seit dem Vorgänger nicht verändert: ALESTORM kennen ihr Erfolgsrezept in- und auswendig, liefern elf Nummern, von denen weit mehr als die Hälfte auch live ordentlich zünden werden und behaupten so ihren unbestrittenen Ruf als Könige der Party-Piraten. Dabei blitzen zwar nur selten wirklich überraschende Momente oder gar neuartige Elemente auf, grundsätzlich braucht es all das aber auch überhaupt nicht. Wo ALESTORM draufsteht, ist seit Jahren schließlich auch stets ALESTORM drin.
Das abwechslungsreichte Alestorm Album bisher. Einmal mehr frage ich mich was der Reviewer hier gehört hat.
Schimpft sich subjektives Empfinden 😉
Also ich gebe ja gerne zu, dass auch ich mich ab und zu gut von Alestorm unterhalten fühle. Urlaub fürs Gehirn und so. Macht halt manchmal einfach spaß. Aber in die Mucke irgendwelchen künstlerischen Anspruch hineinzuinterpretieren oder von großem Abwechslungsreichtum zu sprechen, auf die Idee würde die Band wohl (mit ziemlicher Sicherheit) nichtmal selbst kommen.
Nüchtern 7 von 10
Besoffen 10 von 10
Und damit ist alles gesagt