Alestorm - Captain Morgan's Revenge

Review

Das Debut „Captain Morgan´s Revenge“ der schottischen Formation ALESTORM steht nun am 25.01.2008 in den Startlöchern. Laut Promo-Beilage wird der Stil als „Scottish Pirate Metal“ beschrieben. Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet. Das Artwork des Covers scheint jedenfalls stark vom „Fluch der Karibik“ beeinflusst.

„Over The Seas“ beginnt sehr nordisch-episch mit Keyboardbombast – Erinnerungen an TURISAS werden wach. Als dann die Gitarrenriffs einsetzen und die Rhythmustruppe den Beat vorgibt, übernimmt erstmal der Power Metal die Führung. Doch die Anleihen beim symphonischen Viking Metal bleiben auch weiterhin erhalten. Der Song ist hymnisch und geht sehr gut ins Ohr – so stelle ich mir den Opener eines Albums vor. Christopher Bowes´ Stimme klingt sehr rauh, als wären an den Stimmbändern schon etliche Nationalgetränke seiner Heimat vorbeigeflossen. Doch der Gesang bleibt trotzem clean und artet nicht in Gegrunze oder Gekreische anderer Stilarten aus.

Der Titeltrack fährt auf dieser Schiene fort. Hymnenverdächtiger Power Metal mit ganz deutlichem Nordic-Folklore-Einschlag. Längere, reine Instrumentalpassagen mit Keyboardorchester und gelungene Leadsoli runden das Stück ab.
Auch „The Huntmaster“ wartet mit folkloristischer Anleitung auf, bevor in gewohnter Manier der Power Metal übernimmt. Würde man sich die Streichereinsätze des Keyboard wegdenken, kommt der Song ein wenig RUNNING WILD-like. Auch hier erwartet den Hörer wieder ein genialer Instrumentalabschnitt.
Ein Akkordeon stimmt auf „Nancy The Tavern Wench“ ein und bleibt auch im weiteren Verlauf als Begleitmusik im Hintergrund erhalten. Ansonsten klingt das Stück wie die Metal-Vertonung eines schottischen Drinkliedes… schunkel, schunkel … Die Melodie geht dennoch gut ins Ohr.

Bei „Death Before The Mast“ werden die folkloristischen Anteile zurückgeschraubt und das Tempo angezogen. Riffs und Drumming suchen ihre Ansätze stückweise beim Thrash. Dem Solo wird durch relativ nervige Synthie-Untermalung leider etwas Energie genommen.
Auch „Terror On The High Seas“ schreitet ultra-hart und im Up-Tempo voran. Dadurch wirkt die zeitweilig einsetzende Keys-Begleitung nicht ganz stimmig.
Mit „Set Sail And Conquer“ kehrt dann der Pirate Metal zurück und bringt neue Gelegenheiten zum Mitgröhlen, wenn auch die Klasse gegenüber den ersten drei Songs etwas nachlässt.

Im nächsten Stück „Of Treasure“ wird wieder ordentlich der Folklore gefröhnt. Flöte und Zupfinstrument stehen im Rampenlicht, und auch hier kommen Erinnerungen an irgendwelche Seemanslieder aus Freibeuterfilmen auf. Solche Musik wünscht man sich, wenn man im Irish Pub seiner Wahl mit dem Guinness in der Hand den Tischnachbarn zuprostet. Zum Wohl! Auf Metal-Abschnitte wartet man bei diesem Song aber vergebens.
„Wenches & Mead“ ist dann endlich wieder ein Song, in dem gnadenloser Power Metal mit episch untermaltem Viking Metal vermischt wird – BLIND GUARDIAN meets THYRFING oder so ähnlich.
Ich bin mir zwar nicht hundertpro sicher, aber der Rausschmeißer „Flower Of Scotland“ dürfte ein schottischer Nationalsong sein, der hier von ALESTORM in ihrer ureigenen Manier umgesetzt wird.

So, nun weiß ich auch, was ich von schottischem Pirate Metal zu halten habe. Sei es nun, ob er als Mix aus Power und Viking Metal dargeboten wird, oder als eigene Interpretation von britisch-folkloristischen Sauflied-Hymnen. Eins ist jedenfalls klar: Die Musik macht Stimmung und lädt, je nach Charakteristika der Songs, zum Headbangen, Mitgröhlen oder –schunkeln ein.

18.01.2008
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