Alessandro Bertoni - Keystone

Review

Alessandro Bertoni ist Italiener und spielt ziemlich gut Keyboard. Und weil das allein irgendwie langweilig ist, hat sich der aus Treviso stammende und mittlerweile in Los Angeles ansässige Tastenakrobat ein paar illustre Gäste eingeladen und mit ihnen gemeinsam eine Platte aufgenommen. Das Resultat ist Bertonis Debütwerk „Keystone“, das mit knapp 35 Minuten dezent angejazztem Material im Schnittfeld von Prog Rock und Fusion um die Ecke kommt.

Die Liste der beteiligten Musiker ist zweifelsfrei beeindruckend. So konnte Bertoni unter anderem Schlagzeug-Koryphäe Virgil Donati (u.a. PLANET X, STEVE VAI) und Fusion-Gitarrenheld Brett Garsed mit ins Boot holen. Für die gelungene Produktion zeichnete Derek Sherinian (ex-DREAM THEATER) verantwortlich.

Allerdings bringt einem die prominenteste Besetzung nichts, wenn die Songs nicht gut sind. Wobei, „nicht gut“ ist in diesem Fall vielleicht der falsche Ausdruck. Denn handwerklich ist das alles durchaus überzeugend, was die Herrschaften da fabrizieren. Herr Bertoni bedient die Tasten mit großer Souveränität, Gitarrist Garsed serviert das ein oder andere leckere Solo und Virgil Donati ist am Schlagzeug ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Dazu weiß Bassist Ric Fierabracci am Tieftöner vor allem melodisch zu gefallen – stark zum Beispiel sein Solo im ansonsten aber ziemlich lasch intonierten „Magnolia Sunrise“.

Letztlich – und es tut mir fast schon leid das so deutlich zu sagen – bleibt jedoch so gut wie gar nichts von „Keystone“ hängen. Am überzeugendsten ist noch der erste Teil des Openers „Mégas Aléxandros“ (der Song ist in drei einzelne Tracks unterteilt) – auch und vor allem, weil es hier mal etwas intensiver und dynamischer zur Sache geht. Der Rest verdient sich bestenfalls das Prädikat „ok“. Oder anders gesagt: Ich habe wohl noch nie etwas derart Langweiliges, aber gleichzeitig so exakt und routiniert Dargebotenes gehört. So bieten Songs wie „Galactic Halo“ (das Teil könnte man auch irgendwo in Beverly Hills Cop unterbringen) lediglich Gedudel auf hohem Niveau. Hauptgrund dafür ist wahrscheinlich, dass sich Signore Bertoni (Na eben, der spielt ja auch noch mit!) über weite Strecken hinter seinen verdienten Kollegen versteckt und selbst kaum Akzente setzt, sondern in der Regel stoisch die Bassline mitzockt oder anderweitig darauf bedacht ist, möglichst wenig aufzufallen.

Mag sein, dass eingefleischte Oldschool-Proggies der Scheibe etwas abgewinnen können. Und ein gewisses Maß an Virtuosität und Filigran blitzt auch immer mal wieder auf (was vornehmlich der exquisiten Besetzung geschuldet ist). Aber letztlich fehlt es vorne und hinten an songschreiberischer Substanz und bemerkenswerten Ideen. Sorry, Signore – aber das war nix.

06.11.2013

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