Alejandro Silva - I

Review

Es ist wie immer im Leben: Man lebt unauffällig vor sich hin, tut nichts böses, und urplötzlich befinden sich 4 CDs und eine DVD eines chilenischen Gitarristen im Briefkasten. Wirklich für mich? Schnell nachgefragt: Jupp, für mich. Nachdem sich Ibanez-Jünger (und damit nicht an Geschmacksverirrung leidender) ALEJANDRO SILVA in seiner Heimat schon nen Namen gemacht haben muss, startet mit metal.de der erste Versuch auf eigene Faust Deutschland zu erobern. Und warum gerade Deutschland? Weil wir die coolsten sind. Boah, da lacht mein Herz doch glatt mit meiner Spätzlemaschine um die Wette.

Dennoch sind Instrumentalalben immer eine undankbare Sache, denn nicht nur dass man über eine längere Spielzeit hinweg ohne Gesang dynamisch und abwechslungsreich bleiben muss, man muss auch unterschwellig immer irgendwie mitteilen können, warum man bewusst auf ne Kehlkopfquetsche verzichtet. Zumindest in Bezug auf den ersten Punkt schlägt sich ALEJANDRO SILVA auf seinem 99er Debüt „I“ ziemlich gut, denn nicht nur dass er sowohl wildes Technikgefrickel als auch komplexere harmonische Zusammenhänge versteht, er kann beides auch so geschickt gegeneinander ausspielen, das bei den meisten Nummern die Durchschnittsspieldauer von fünf Minuten okay geht. Abgesehen davon kann man auch bei allen Nummern eine angenehm bis geringfügig andere Grundstimmung feststellen, was nicht nur die Konzentrationsspanne massiv verlängert, sondern auch in Höhepunkten wie dem eviligen „ReySatan“, dem uptempolastigen „El Lagarto“ oder richtig geil atmosphärisch funkigen „2050“. Definitiv das innovative Highlight der Platte.
Abzüge gibts hingegen für zwei Nummern die ruhig hätten besser werden können („Tangenterock“ und traurigerweise der Opener „K2“), sowie für das ziemlich verhunzte Finale der Platte. An sich hat der schon fast OLDFIELD-hafte Abschlusssong „Archipiélagos“ zwar ne Menge zu bieten, aber ihn dann mit einem ziemlich langweiligen und schier nie enden wollenden Solo ausfaden zu lassen, war dann vielleicht doch etwas zu unspektakulär.

Ob hier wirklich jeder Song hätte rein instrumental sein müssen, ist zwar ein Streitthema, aber andererseits fällt die Discographie des Chilenen aufgrund des bisher noch totalen Anti-Komerz eh etwas aus dem Rahmen. Von den vielen Instrumentalplatten die ich in der letzten Zeit hören durfte, gefällt mir die THEODORE ZIRAS zwar immer noch am besten, doch ALEJANDRO SILVA reiht sich nicht weit entfernt hinter ihm ein. Freunde frickeliger Soli und dichter Akkordgerüste sollten sich den Namen mal vormerken.

15.03.2008
Exit mobile version