Alda - Tahoma

Review

Wer sich für atmosphärischen Black Metal interessiert, muss ALDA kennen, denn deren zweites Album „Tahoma“ gehört zum Erfreulichsten, was es in den letzten Jahren in diesem Bereich zu hören gab. Die Band stammt aus Tacoma, Washington, und gehört auch musikalisch zur cascadian connection: Die musikalische Spannbreite reicht von schroffem Stromgitarrengeheule mit Blastbeats und Krächzgesang bis zu versonnenem Akustik-Ambient, wobei das große Thema des Naturerlebens alles grundiert. Zudem zeigt man sich stilsicher in jeder Hinsicht. Der Digipack ist so schlicht wie originell gestaltet, die Musik ist unaufgeregt und bildet eine Vielzahl von Stimmungen ab, wobei alles organisch auseinander hervorzugehen scheint. Sozusagen eine fünfzigminütige Wanderung durch moosige Wälder und nasskalte Felsklüfte mit mehreren Ausblicken auf erhabene Gebirgslandschaften. Die Musik lebt und atmet einfach.

„Tahoma“ ist kräftig und nicht übertrieben sauber produziert. Musikalisch liegt der Schwerpunkt klar auf Black Metal, aber es werden auch Einflüsse aus Neofolk und Americana aufgenommen. So beginnt „In the Wake of an Iron Wind“ mit Akustikgitarre und wuchtigem Getrommel, um danach zügig in einen so melancholischen wie rauhen Metal-Song mit melodischen Leads und reichlich Tempovariationen überzugehen. Das gibt die Linie der nächsten beiden Stücke vor, die schön mit den Gegensätzen energischen Black Metals, wildromantischen Stimmungen und in sich gekehrten, ruhigen Momenten spielen. „Shadow of the Mountain“ hätte mehr Kontrast vertragen können. Das Akustikstück geht in Ordnung, ist aber doch etwas zu repetitiv und konventionell. Schließlich gewinnt das Album mit „Wandering Spirit“ wieder an Tiefe, einem vierzehnminütigen Opus, das kühl und trauernd anhebt, in einen melodischen Midtempo-Song mit heftigen Ausbrüchen übergeht und im letzten Drittel zu jener Erhabenheit zurückfindet, die schon zuvor hin und wieder in den Songs auftauchte. Beeindruckend!

Keyboards gibt es nirgends auf dieser Platte, statt dessen hin und wieder ein Cello und ein Akkordeon. ALDA sind keine Abziehbilder anderer Bands, aber eine Zielgruppe lässt sich schon benennen. Wer nämlich WOLVES IN THE THRONE ROOM und AGALLOCH mag, kann sich dieses Album ungehört zulegen. Atmosphärisch sind sie auch ihren Ostküstenkollegen FALLS OF RAUROS verwandt, aber viel weniger postrockig als diese. „Tahoma“ ist übrigens auch als Doppel-Vinyl vom Leipziger Label Sick Man Getting Sick Records zu haben (Koproduktion mit Replenish Records).

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23.07.2012

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