Alcest - Les Chants De L'Aurore
Review
Fast fünf Jahre sind seit dem letzten ALCEST-Album „Spiritual Instinct“ vergangen. „Les Chants de l’Aurore“ kommt somit nach der bisher längsten Schaffenspause beziehungsweise -phase der Band. Im Interview im April 2020 hatte uns Fronter und Mastermind Neige verraten, dass er aufgrund der herrschenden Umstände nicht sonderlich inspiriert zum Schreiben war. Tatsächlich hatte die folgende Coronazeit einen deutlichen Einfluss auf das Album, wie Neige in unserem aktuellen Interview erzählt. Es war eine Zeit der Rückbesinnung auf die frühen ALCEST und deren ursprüngliche Inspiration, die den Sound von „Les Chants de l’Aurore“ geformt hat. Trotzdem ist das Album in einigen Punkten eine Weiterentwicklung und bietet neue Klänge, wie schon beim ersten Hördurchlauf klar wird.
„Les Chants de l’Aurore“ besinnt sich zurück
Wie die vorab veröffentlichten Tracks „L’Envol“ und „Flamme Jumelle“ gezeigt haben, knüpft „Les Chants de l’Aurore“ musikalisch kaum an seinen Vorgänger an. Die ersten Klänge des Openers „Komorebi“ erinnern durch ihren ätherischen Klang eher an „Shelter“, das ähnlich beginnt. Dieser Eindruck kommt auf dem Album öfter auf, besonders beim erwähnten „Flamme Jumelle“. Insgesamt lässt sich dieses siebte ALCEST-Album jedoch am besten mit dem Debüt „Souvenirs D’un Autre Monde“ vergleichen. Ein Hauptgrund hierfür ist die stärker im Fokus stehende melancholische Verträumtheit, die nach „Les Voyages De L’âme“ nachgelassen hatte.
Drei starke Tracks stechen hervor
Die Rückbesinnung ist also geglückt. Trotzdem hallen gelegentlich die letzten beiden Alben „Kodama“ und „Spiritual Instinct“ wider. Hier sind vor allem „Améthyste“ und „L’Enfant de la Lune“ zu nennen, die zusammen mit „Flamme Jumelle“ die stärksten Tracks des Albums bilden. Beide Stücke punkten mit ihrer Härte, jedoch besonders mit ihrem abwechslungsreichen Aufbau und der Schichtung der Melodien. Wie so oft verlangen ALCEST ihren Hörer:innen Geduld ab, mäandern durch verschiedene Stimmungen, und lassen die Stücke in einem Ausbruch an Emotion kulminieren.
ALCEST liefern gewohnt stark ab
Weiter ausgebaut hat die Band den spätestens seit „Kodama“ vorhandenen japanischen Einfluss. Mit „Komorebi“ hat Neige ein besonders schönes japanisches Wort als Songtitel gewählt, das beschreibt, wie Sonnenlicht durch ein Blätterdach fällt. „L’Enfant de la Lune“ beginnt mit einer Rezitation auf Japanisch, während andere Einflüsse subtiler sind. Entsprechende Melodien finden sich am deutlichsten in „Améthyste“, sind aber auch anderswo vernehmbar. Neue Klänge finden sich unter anderem in Form des Piano-Stücks „Réminiscence“. Es ist gleichzeitig eine der Stellen, an denen „Les Chants de l’Aurore“ schwächelt. Eine weitere ist der letzte Track „L’Adieu“. Zudem könnte „L’Envol“ gerne abwechslungsreicher sein. Insgesamt sind diese Abzüge jedoch verschmerzbar und ALCEST haben wie immer stark abgeliefert.
Alcest - Les Chants De L'Aurore
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Post-Black Metal, Post-Metal, Shoegaze |
Anzahl Songs | 7 |
Spieldauer | 43:38 |
Release | 21.06.2024 |
Label | Nuclear Blast Records |
Trackliste | 1. Komorebi 6:39 2. L'Envol 8:02 3. Améthyste 8:30 4. Flamme Jumelle 5:17 5. Réminiscence 2:50 6. L'Enfant de la Lune 7:28 7. L'Adieu 4:52 |