Erste Erkenntnis beim Hören des neue AL-NAMROOD-Albums „Heen Yadhar Al Ghasq“: Die Band hat nichts, aber auch gar nichts an ihrer Faszination eingebüßt! Das will bei mittlerweile vier Alben schon was heißen und ist in der heutigen Zeit wahrlich eine Seltenheit, allein weil die Band aus Saudi Arabien alles andere als einen neuen Kurs einschlägt – was ihren Stil seit Beginn an angeht, wohlgemerkt. Aber es ist natürlich nicht allein die Herkunft, die AL-NAMROOD außergewöhnlich macht, es ist das Erfrischende in ihrer Musik.
Wo andere Bands stets kopieren, haben sie, auf Grundlage handelsüblichen Black Metals eine ganz eigene Charakteristik entwickelt. Der orientalische Flair, der sich nicht nur bei den Gitarren und Rhythmen wiederfindet, sondern auch bei den Vocals ungewohnt ist, verleiht „Heen Yadhar Al Ghasq“ ein unwiderstehliches Alleinstellungsmerkmal. Nie verabschieden sich AL-NAMROOD von ihrem Stil, nur um konform zu gehen, und diese Konsequenz wird belohnt. Allein, dass einem schlicht die Floskeln fehlen, um die faszinierenden Melodien oder die galoppierende Rhythmen richtig zu beschreiben, ist respektabel, wichtiger allerdings ist und bleibt: AL-NAMROOD sind richtig gut. „Heen Yadhar Al Ghasq“ ist qualitativ hochwertig, bietet elektrisierende Spannungsbögen, überraschende Wendungen und eine Fülle an Details, die es zu entdecken gilt. Leider bleibt es wie gehabt, der Sound ist immer noch etwas dünn, und das Schlagzeug klackert mir ab und an ein bisschen zu sehr. Aber das sind Kleinigkeiten.
Die Faszination bleibt am Ende auch der Mittelpunkt bei AL-NAMROOD. Ob sich Neuhörer zuerst an „Heen Yadhar Al Ghasq“ versuchen oder sich eines der älteren Alben schnappen, bleibt am Ende ziemlich gleich, denn Fakt ist: Sie alle haben ihren Reiz. Schön, dass man auch als Rezensent noch so richtig dicke Überraschungen erleben kann, welche die schlicht aus dem Rahmen des Gewohnten ausbrechen … und dabei eben noch in sich schlüssige, starke Alben erschaffen.
Ja, der Sound ist dünn. Könnte daran liegen, dass die Band gezwungenermaßen alles in Eigenregie macht (also auch die Produktion), da die Musiker in ihrer Heimat anonym bleiben müssen. In Saudi-Arabien wird man nämlich mal eben einen Kopf kürzer gemacht, wenn man sich zu „Teufelsmusik“ wie Metal bekennt, der noch dazu antiislamische Texte hat.