Vom Cover ihres neuen Albums lächelt ein komischer Kautz mit bescheuertem Blick in alten Gewändern und einem echten Zahnproblem den Begutachter an und andererseits auch wieder nicht. Lug und Trug und Heiterkeit, wobei es beim Death-Metal doch an sich garnicht heiter zugehen soll, oder nicht? Oder doch? AKREA bitten jedenfalls ins „Lügenkabinett“, ihr aktueller Beitrag zum Thema deutschsprachige Sach- und Krachgeschichten.
Die AKREAner sind vom Stern der Oberpfalz. Also sind sie richtige Bayern! Und ich meine mich zu erinnern, sie dieses Jahr auf einem kleinen, aber feinen Unterholzfestival irgendwo in Thüringen gesehen zu haben. Sei’s drum, die Tour durch das „Lügenkabinett“ dauert eine gute dreiviertel Stunde, elf Songs melodischer Death im Midtempo-Bereich. Mitwipptauglich allemal, instrumental einwandfrei, vom gemeinen Vier-Viertel-Takt bis hin zum Walzer ist alles vertreten. Soviel zur sachlichen Ebene.
Emotional gesehen finde ich AKREA nicht uneingeschränkt mitreißend, aber schwerstens mitziehend, um es so auszudrücken. Das Album langweilt nie und insbesondere die variablen Vocals von Sänger Sebastian Panzer (heißt der echt so? Gitarrist Fabian heißt auch Panzer, ich tippe auch echte Namen) laufen prima rein. Ebenso die Gitarrenläufe und -variationen. Dass der Gesang nicht alles ist hört man beim instrumentalen Track „Zwischen den Welten“, wobei sie mir auf Dauer mit Geschrei besser gefallen.
Den absolut hammergeilen Ober-Über-Song gibt es nicht, dafür aber eine nicht unerhebliche Reihe von Soundmischungen, die positiv überraschen. Beginnt mit dem Opener „Vier Sonnen“ (multiples bayrisches Sternensystem?), weiterfliegend mit dem „Meteor“, denn der ist „…So Schön“, bis die „Wilde Flut“ den Hörer wieder aus dem „Lügenkabinett“ hinausspült. AKREA haben mit ihrem Zweitling eine saubere Sache hingelegt, die meines Erachtens die acht Punkte verdient hat. Denn es gibt auch wesentlich Schlimmeres. Gibt es eigentlich Death-Metal mit bayrischen Vocals? Ich hoffe nicht. In diesem Sinne, Proscht.
"Denn es gibt auch wesentlich Schlimmeres." Der Satz des Reviewers sollte uns stutzig machen, zu recht. Denn sie ist genau das, ziemlich schlimm. Die Songs sind nämlich keineswegs als einfallsreich, clever oder bahnbrechend zu bezeichnen. Der Gesang ist nur dann erträglich, wenn Gefauche eingesetzt wird; die eindimensionalen Growls sind sehr anstrengend. Zudem ähneln sich ALLE Songs, die Nähe zu DT oder anderen Größen kann nicht anflugweise hergestellt werden, wenn keine Inspiration vorhanden ist. Das Cover ist wohl von Angelo Sasso gemalt? Für die Schule, die Biologen-Party und als Vorvorvorvorband in Ordnung.