Akphaezya - Anthology IV: The Tragedy Of Nerak

Review

Wäre ich missgünstig oder gar bösartig, würde ich den Franzosen von AKPHAEZYA vorwerfen, mit „Anthology IV“ lediglich ein Sammelsurium (alt-)bekannter Ideen zu servieren. Wenn ich es mir recht überlege, bleibe ich sogar trotz meiner wohlwollenden Haltung bei dieser Einschätzung – denn erstens stoßen die verarbeiteten Einflüsse bei mir durchaus auf offene Ohren, zweitens ist das Gebräu, das AKPHAEZYA auf ihrem zweiten Langspieler (keine Ahnung, warum eine „IV“ im Namen auftaucht; das Debut hieß „Anthology II: Links From The Dead Trinity“…) bieten, schon ziemlich eigenständig.

Doch fange ich am besten mit den Hintergründen an. Dreh- und Angelpunkt AKPHAEZYAs ist – das muss ich so deutlich sagen, wenngleich der vermeintliche und vergangene Gothic Metal-Hype dabei einen faden Beigeschmack auslöst – Sängerin Nehl Aëlin, die auch auf Solopfaden wandelt, wie Kollegin Jessica kürzlich feststellen durfte. Aëlins Stimme hält die Vielzahl musikalischer Einflüsse wie Garn zusammen, verleiht dem Album eine Homogenität, die es stilistisch kaum erreichen könnte und die sonst nur durch das an altgriechische Tragödien angelehnte Konzept unterstützt wird. Aëlin klingt dabei auf angenehme Weise unkitschig, erinnert in ihrem Timbre hin und wieder an Anneke van Giersbergen (wobei ich ausdrücklich betonen möchte, dass Aëlin extrem eigenständig ist!) und scheut sich auch nicht davor, in Geschrei, Geflüster und Gewimmer abzutauchen.

So, nun ist aber die Instrumentalfraktion dran! Die ist nämlich nicht nur technisch äußerst kompetent, sondern durchstreift so ziemlich alle Spielarten des Rocks und Metals. Mal leicht doomig, mal bluesig (ich musste an „Load“ denken), es gibt Power Metal, angeschwärze Blast-Attacken, irgendein Sludge-Bastard ist auch dabei. Und doch tauchen auch ruhige Momente auf, in denen der Wahnsinn in den Hintergrund tritt. Das Resultat klingt hier nach frühen NIGHTWISH, dort nach den Theater-Metallern STOLEN BABIES, hier nach den Sickos von UNEXPECT, dort nach den letzten AVA INFERI-Alben. Alles Einflüsse, die ich zu schätzen weiß.

Dennoch kann „Anthology IV: The Tragedy Of Nerak“ nicht in meine persönlichen Spitzenränge vorstoßen. Dafür ist mir das Album einerseits emotional zu wenig einheitlich (der eine oder andere Hörer wird gerade das schätzen – ich bin dagegen nicht so der Oper(etten)- oder Musical-Fan), andererseits ist mir das Klangbild für diesen variablen musikalischen Ansatz zu glatt. Freunde schrägen Metals mit außergewöhnlichem weiblichen Gesang sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren.

16.03.2012
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