Akercocke - Antichrist

Review

Eine neue AKERCOCKE verspricht immer viel Mathematik. So auch das neue, simpel und einfallsreich „Antichrist“ genannte Album der Musikprofessoren aus dem Britischen Königreich. Nach einem düsteren Intro bietet uns „Summon The Antichrist“ das volle Brett an gurgelndem Death Metal mit Old School-Schlagseite, OPETH-artigen Breaks mit entsprechendem Klargesang, eigenwilligsten Hakeleien innerhalb der Songstruktur und derwischartigen Gitarrrensoli. Hat man das Eingangsinferno einigermaßen unbeschadet überstanden, gibts mit „Axiom“ den nächsten Hassbatzen vor den Latz geknallt. Ruhige Akustikklänge lullen ein, gute Clean Vocals werden aufgefahren, dann artet der Song aus, dramatisch, unberechenbar, verwirrend. Growls der bösen Sorte beherrschen AKERCOCKE und keifen tun sie auch hin und wieder. Den Winkelzügen der Band kann ich nicht immer folgen; kein Wunder, zählte die Mathematik nie zu meinen Stärken. Das fast jazzige Break ist erste Sahne, vor allem die Drum-Figuren. Am Ende gibts dann Black Metal puristischster Art. Alter Engländer…

Nun also „The Promise“: technisch versiert sind sie, was Arrangements und Instrumentierung angeht, keine Frage. „My Apterous Angel“ führt tiefer in den AKERCOCKE-Kosmos, Raben krächzen, Atmosphäre entsteht, indem eine Stahlseite angeschlagen wird, es folgen Klargesänge, der Song nimmt Fahrt auf. Death Metal bricht über uns herein. Komplex aufgebaut, nahezu verworren will dieser Track keine Wiedererkennbarkeit erreichen. Hier liegt auch ein gewichtiger Nachteil dieser Band: bei aller vorhandenen Virtuosität folgen die Stücke selten einem für mich erkennbaren roten Faden. Im weiteren Verlauf von „Antichrist“ verstärkt sich dieser Eindruck noch. Zudem ist die Produktion sehr dumpf geraten; mehr Transparenz wäre von Vorteil bei einer so talentierten Band.

Nach seltsam orientalischem Zwischenspiel schraubt sich „Man Without Faith Or Trust“ in dramatische Höllenregionen. Diese tollen Riffs müssen einfach sauberer produziert werden. Auch hier gibts Gegrunze und Klargesang im Wechsel. „The Dark Inside“ beginnt klasse, ein Death’n’Black-Hybride bricht über uns herein, um sodann von einer progrockigen fast poppig-swingenden Passage abgelöst zu werden. Das begleitend eingesetzte kratzige Rauschen stört allerdings gewaltig, das Break ist ansonsten sehr gelungen. Das Finale mit dem Gitarrenorkan ist kryptisch; so spielten HEATHEN einst im Mai. „Footsteps Resound In An Empty Chapel“ bietet nochmals Death im Mix mit Black; auch hier werden keine Gefangenen gemacht, der Kreisch-„Gesang“ ist nahezu unhörbar. Ein METALLICA-artiges Gitarrenintermezzo lässt uns staunend innehalten, „Master Of Puppets“ hat es ihnen also auch angetan. Zum Ausatmen gibts mit „Epode“ einen ruhigen Akustik-Track, in dem Satan, der Herr und Meister, eindringlich beschworen wird. Eine abschließende Bewertung fällt sehr schwer. Sicher gibts welche, die zehn Punkte geben, andere wiederum werden aus genannten Gründen nur drei verteilen. Stellenweise gefällt mir diese Art Musik ganz gut; etwas songdienlichere Arrangements mit entsprechender Produktion wären mir aber durchaus recht, daher entscheide ich mich für eine ganz gute Benotung knapp oberhalb der Skalenmitte. Mir sind AKERCOCKE etwas zu mathematisch ausgerichtet, letztlich muss das jedoch jeder für sich selbst entscheiden.

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23.07.2007

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