Stürmisch peitscht die See über die Klippen. Vom sicheren Lagerfeuer aus betrachten sechs Männer die Szenerie. Eine Frauengestalt in makellosem Weiß hat sich näher an die unheilvollen Fluten gewagt.
Ich habe lange kein so gelungenes Bandfoto gesehen, wie das von AIUMEEN BASOA. Wie eine Seelenlandschaft fängt es die breite Gefühlspalette ein, aus der ihr neues Album „Iraganeko Bide Malkartsutik“ schöpft. Im Bild steht das Lagerfeuer für Sicherheit, Geborgenheit und Gemütlichkeit – die Musik ist reich an akustischen Elementen, mal folkig, mal Progressive Rock-mässig. Dem steht die raue, drohende See mit ihrer düsteren Schönheit gegenüber – musikalisch entsprechen ihr Melodic Black Metal-Teile. Ein mannigfaltiges Album also… Aber warum der unaussprechliche Titel „Iraganeko Bide Malkartsutik“?
AIUMEN BASOA stammen aus dem Baskenland und verarbeiten nach Art des Pagan Metal die Kultur und Musik ihrer Heimat zu metallischer Tonkunst. In den Nachrichten kommt das Baskenland bei uns höchstens wegen der baskischen Terrororganisation ETA vor, die für die Unabhängigkeit ihre Landes eintritt. Obwohl die Basken eine eigene Kultur haben leben sie als Minderheit in größeren politischen Komplexen: Der nördliche Teil des Baskenlands gehört zu Frankreich, der südliche zu Spanien. Das die baskische Kultur anders ist als die der Nachbargebiete zeigt sich zum Beispiel durch die Sprache: Das Baskische ist eine isolierte Sprache, das heißt es konnte bisher auf der ganzen Welt keine verwandte Sprache nachgewiesen werden. Es gab sie schon bevor die indogermanischen Sprachen nach Europa kamen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Bandname und Albumtitel exotisch wirken: AIUMEN BASOA verwenden ausschließlich die baskische Sprache. In ihre Songs integrieren sie außerdem baskische Volksmusik, die für meine Ohren eigen klingt, aber entfernt an Irish Folk erinnert.
Gegründet haben sich AIUMEN BASOA schon 1994, bisher aber keinen Longplayer rausgebracht. Es ist aber sofort hörbar, dass die Band in 16 Jahren seit der Gründung nicht untätig war. Das Debütalbum ist unglaublich reich an verschiedenen Stimmungen und musikalischen Sphären. Die Songstrukturen erinnern an Progressive Rock, denn sie reihen virtuos mannigfaltige, teils gegensätzliche Teil aneinander. Man weiß nie was einen als nächstes erwartet. Bestes Beispiel: Nach akustischem Rock, Melodic Black, Power Metal und Prog kippt der Song „Akelarrearen Sua“ plötzlich bruchlos um in einen Jazz-Teil. Für mich drängt sich der Vergleich mit ORPHANED LAND auf, nur eben mit baskischen statt arabischen Folkelementen.
Eigentlich müsste ich ein Buch schreiben, um das Album erschöpfend zu behandeln. Um damit nicht zu ermüden würde ich vorschlagen: Überzeugt euch selbst von der Vielfältigkeit dieses Albums zwischen Prog, Pagan und baskischer Volksmusik.
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