Was braucht unsere Band, um noch erotischer zu werden? Diese berechtigte Frage stellen sich die Nordlichter von AI MURO auf ihrer Homepage. Darf man den Umfrageergebnissen Glauben schenken, so benötigen AI MURO endlich einen nicht transsexuellen Bassisten (13%), gefolgt von mehr Weibern, die nackt auf der Bühne tanzen (12%), dazu viel mehr Leberkäse (11%).
Was das mit der Musik zu tun hat? Nicht viel, AI MURO (italienisch für „an die Mauer“) liefern auf ihrem Zweitwerk „City Of Scars“ abwechslungsreichen Thrash ab und fahren den Karren keineswegs an die Wand (wahlweise auch Mauer).
Schon der Opener offenbart die Marschrichtung, Schwächen und Stärken des Fünfers: zu letzteren gehören definitiv die Vocals von Sänger Florian. Metertiefe Growls eröffnen „Nobodys Funeral“, im weiteren Verlauf variiert er gekonnt von schmutzig-heiseren Thrash-Shouts, wütendem Gekeife, sogar die klaren Gesangslinien im Refrain meistert er hervorragend. Nicht ein bisschen viele Gesangsstile für einen Song? Man mag es meinen, doch Florian schafft es, alle Facetten unter einen Hut zu bekommen und trotzdem die Struktur der Songs zu wahren. Die Schwächen auf „City Of Scars“ liegen auf jeden Fall fern abseits des Gesangs. Alles in allem haben AI MURO hier ein solides und einfallsreiches Stück Musik abgeliefert. Man hört den Beteiligten ihren Spaß und die vielgefächerten Einflüsse jederzeit an. Die Wurzel liegen einerseits im klassischen Thrash-Reich von Bands wie EXODUS oder OVERKILL, oft im Blickkontakt zum schwedischen Elchtod, aber auch oft flirtend mit genrefremden Bands wie RAGE (hinsichtlich der Melodieführung in den Refrains, als Beispiel sei „The Stand“ und „Metal Up Your Ass“ genannt) und rotzigem und energischem Rotzrock. Interessant ist die Mischung allemal, hochklassig nicht immer. Zu selten thrashen die Gitarren so überfallartig wie zu Beginn von „Uprising“ (im weiteren Verlauf offenbart der Song eine starke ENTOMBED-Schlagseite jüngeren Datums) oder wie bei „Predominant Brutality“. Sehr geil sind immer wieder die schon fast poppig-anmutenden Refrains, die für die Abwechslung sorgen.
Nicht öffnen will sich mir der Titeltrack, mit seinen SLAYEResken Riffs, die auf fiese Keifvocals und eine apokalyptische Songstruktur treffen.
AI MURO haben feine Ideen, jede Menge Potenzial, noch mehr Spaß in den Backen und mit „Metal Up Your Ass“ sogar eine kleinen Hit am Start, der sicher für das eine oder andere feucht-fröhliche Gelage vor der Bühne sorgen wird. Insgesamt gibt es zu wenig solche Ausreißer nach oben, um sich weiter in meinem Musikgedächtnis zu manifestieren. Dennoch: Daumen nach oben für eine erfrischende Thrash-Mixtur.
Vielleicht beim nächsten Mal doch Angelina Jolie auf der Platte integrieren (6%) oder einen dicken Endorsement-Deal mit Casio (5%).
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