AGRYPNIE sind zurück und ganz so lange wie seinerzeit auf „Grenzgænger/Pavor Nocturnus“ mussten Fans diesmal zum Glück nicht warten. Statt satten fünf sind diesmal nur drei Jahre bis zu Fertigstellung des neuen Albums ins Land gezogen und mit „Metamorphosis“ schickt sich Torsten Hirsch erneut an, uns in seine finstere Gedankenwelt zu entführen. Doch stellt das Album tatsächlich auch eine Metamorphose dar?
Bei AGRYPNIE steckt der Teufel im Detail
Ob nun in der Biologie, der Zoologie oder der Philosophie, der Begriff Metamorphose steht immer für Wandel und Veränderung. Der Wechsel zum neuen Label AOP Records und der Zugewinn von THEOTOXIN-Drummer Flo stellen hier die offensichtlichsten Neuerungen dar, denn beim Sound von AGRYPNIE hat sich auf den ersten Höreindruck erstmal nicht allzu viel getan und man erkennt Torstens Handschrift sofort.
Alles wie immer also bei AGRYPNIE? Naja, so einfach kommen wir nicht davon, der Teufel steckt allerdings wie so oft im Detail. „Wir Ertrunkenen“ etwa steigt mit den bekannten Riffbergen und Torstens typischem Gesang zwischen Hardcore-Shouts und heiserer Black-Metal-Boshaftigkeit ein, verwandelt sich aber nach etwas weniger als 40 Sekunden tatsächlich kurzzeitig in ein astreines Thrash-Brett, bevor die Gitarren erneut bedrohlich flirrend die Black-Metal-Wurzeln von AGRYPNIE zurück ins Rampenlicht bringen.
Dagegen geht es bei „Vewüstung“ ungewohnt ruhig zu. Neben Wut und Verzweiflung ist Melancholie ja bekanntermaßen eine der vorherrschenden Grundstimmungen in der Musik von AGRYPNIE. Wo sich der Shoegaze-Faktor trotz des Post-Black-Metal-Stempels aber bisher meist in Grenzen hielt, geht es hier nun doch etwas ver(alb)träumter zu. Als atmosphärische Ruhe vor dem Sturm funktioniert das aber ganz gut und der folgt mit dem über neunminütigen „Am Ende der Welt – Teil 1“ auf den Fuß. Ob der Länge des Tracks finden sich natürlich auch hier ein paar leise Momente, das kennt man aber so von AGRYPNIE und im Vordergrund stehen ganz klar sich auftürmende Riffwände, flirrendes Tremolo, Blastbeats und Torstens zorniges Gebell.
AGRYPNIE und Freunde
Das zähflüssige „Skulptur aus Eis“ legt sogar nochmal zwei Minuten drauf, außerdem erhält Torsten hier gesangliche Unterstützung von C.S.R (SCHAMMASCH) und man merkt zwischen dem wütenden Brüllen des Unholds und dem klagenden Kreischen seines Gastes, dass sich hier zwei richtige Frohnaturen gefunden haben. Nach etwa der Hälfte geht der Song allerdings in eine lange, ruhige Instrumentalpassage über und ja, das ist an der Stelle vielleicht doch etwas mehr atmosphärisches Geklimper als unbedingt nötig.
Der Titeltrack wirkt dem allerdings in seiner etwas direkteren Art mit einer gesunden Portion Aggressivität entgegen, bevor „3327“ erneut von einem langen, teils elektronisch unterlegten Instrumentalpart eingeleitet wird und sich langsam hochschraubt, bevor im letzten Drittel die Dämme brechen. Auch hier gibt es wieder gesangliche Unterstützung, diesmal von Steffen Bettenheimer (THE COLD ROOM), der nicht der letzte Gast am Mikrofon sein soll.
Beim stockfinsteren Midtempo-Brecher „Untergang“, dem wohl direktesten und härtesten Stück auf „Metamorphosis“, gibt sich Nachtgarm von NEGATOR mit seinem garstigen Organ die Ehre. Und bei „Am Ende der Welt – Teil 2“, dem letzten „richtigen“ Song vor dem Epilog, schreit sich Travos von THORMESIS die Seele aus dem Leib. Die Nummer setzt zwischen erhabenem Midtempo und rasendem Black Metal einen würdigen Schlusspunkt unter ein Album, dass trotz kleiner Veränderungen vor allem wieder nach AGRYPNIE klingt.
Zwischen Fortschritt und Stagnation
Die Metamorphose findet hier wie schon gesagt allenfalls im Detail statt; vermehrt auftretende, ruhige Instrumentalpassagen tragen größtenteils zur Atmosphäre bei und ufern nur manchmal etwas aus. Im Großen und Ganzen setzt Torsten aber auf bekannte Trademarks und liefert damit erneut ein starkes Album ab, allerdings stellt sich trotz besagter Detailveränderungen auch eine gewisse Stagnation ein. Diese findet zwar auf hohem Niveau statt und AGRYPNIE bleiben in ihrer Disziplin ziemlich eizigartig, trotzdem war die 2013er Machtdemonstration „Aetas Cineris“ der bisherige Höhepunkt im Schaffen der Band und dahinter müssen sowohl „Grenzgænger“ als auch „Metamorphosis“ ein wenig zurückstecken.
Nette Idee das mit den Kreidetexten. Besser als die meisten, digitalen Umsetzungen. Auch so und die Musik… okay, nicht vom Hocker reißend.