Agrypnie - Exit

Review

Galerie mit 10 Bildern: Agrypnie - Summer Breeze Open Air 2022

So, nun halte ich es also endlich in meinen Händen, das zweite Album von AGRYPNIE namens „Exit“, nachdem ich bereits im März im Studio in einige Stücke reinhören durfte und sich dadurch meine Vorfreude als auch Spannung ganz schön gesteigert haben. Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Vorfreude war absolut berechtigt, und mehr noch!

Wie auch schon die leider verblichenen NOCTE OBDUCTA, in welchen bekanntlich der AGRYPNIE Mastermind Torsten den Sangesposten innehatte, versteht es nun auch diese Band, neue Wege zu beschreiten, Grenzen auszuloten und mitunter neu zu definieren. Einst als Nebenprojekt in Ein-Mann-Besetzung ins Leben gerufen, um die eigenen Songideen umzusetzen, teilen sich beide Formationen, dass sie sich vom üblichen schwarzmetallischen Einerlei erfrischend abheben. Gerade auf „Exit“ zeigen sich AGRYPNIE gelöster, die Parallelen zur einstigen Bandheimat sind nicht mehr offensichtlich vorhanden, trug doch das Debüt „F51.4“ ein wenig deren Erbe mit. Noch immer dominieren viele kalte Riffs und natürlich der charismatische Gesang das Geschehen, doch wirkt die Atmosphäre nicht mehr ganz so kalt wie auf dem Vorgänger. Dies liegt nicht zuletzt an der ausgezeichneten Arbeit von René, seines Zeichens Taktgeber der Band. Durch die wirklich gute Entscheidung, auf die Dienste des Drumcomputers zu verzichten, wirkt nun schon alleine der Sound wärmer und organischer.

Geblieben sind natürlich auch die ausdrucksstarken, prägnanten, tiefsinnigen deutschen Texte. Stammten diese auf dem Debüt noch von NOCTE Chef Marcel, zeichnen sich nunmehr Torsten selbst als auch Marco V. vom THE PANTA RHEI PROJECT dafür verantwortlich. Eingängige Hooklines, akustische Passagen, wechselvolle Stimmungen, verschiedene Tempi, epische Songstrukturen und der dynamische Aufbau vieler Stücke gestalten den dunklen, vielschichtigen Avantgarde Black Metal sehr spannend und reizvoll. Tausend kleine und große Details, die es zu entdecken und zu erleben gilt, halten den geneigten Hörer in Atem. Blastend rasende, brutale Ausbrüche voller Wut wechseln sich mit ruhigen Passagen ab, Double-Bass-Gewitter mit Doom-Parts, vertrackte mit straighten Rhythmen, intensives Black-Metal-Gesäge mit sphärischen Post-Rock-Klängen und melodischen Leads. Dabei achten AGRYPNIE stets auf die Stimmigkeit, bei aller Detailverliebtheit, bei allem Abwechslungsreichtum gerät der Songfluss nie ins stocken, alles wirkt wie aus einem Guss.

Über allen Stimmungsschwankungen, von kraftvoll kämpfend bis hin zu resignierend, dominiert diese düstere, melancholische, dramatische Atmosphäre. Sie geleitet den Hörer auf der Reise durch dieses Werk und zaubert, auch aufgrund der gefühlvollen Texte, Bilder vor das innere Auge. Klischees sucht man hier vergeblich.

Letztendlich ist „Exit“ weit abwechslungsreicher, dynamischer, anspruchsvoller, offener und erwachsener als „F51.4“. Ein düster-emotionales, innovatives Album voller Seelenschmerz, Tiefgang, akribisch ausgearbeiteten Arrangements und Seele. Passend dazu übrigens nicht nur die transparente, organische und authentische Produktion, sondern auch das stilvoll puristisch gehaltene Cover. Ich gratuliere zu der geglückten Weiterentwicklung und diesem tollen Stück feinsten Avantgarde Black Metals!

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31.07.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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2 Kommentare zu Agrypnie - Exit

  1. Anonymous sagt:

    größtenteils ziemlich langweilig und v.a. langATMIG. irgendwo in der mitte der platte findet man den höhepunkt von "exit", also zwischen "fenster zum hof" und "wohin", wobei ich mehr zu letzterem stück tendiere. aber – und wer hätte das gedacht? – klingt "exit" trotz ausschließlich lebendiger musiker noch steriler und lebloser als noch der vorgänger mit der drum-dose. kein akzente, keine überraschungen, nur ein selbstmitleidsbadendes irgendwas, das durch den gehörgang fließt und niemals nach wiederholung schreit. was mich aber am meisten kratzt, ist, dass torsten bei gefühlten 80% der lieder sämtlichen text an die ersten 2 minuten hängt und die restlichen 4 bis 6 minuten den song zu einem ausgedehnten instrumental mutieren lässt… bah. "F5.14" werde ich da jederzeit vorziehen, allein schon wg. "cogito ergo sum", das hat wenigstens noch das gewisse etwas.

    5/10
  2. Anonymous sagt:

    @amikkus

    Ja,auch ich fand "F5.14" etwas besser,aber trotzdem stellen Agrypnie, in der mehr und mehr stagnierenden BM-Landschaft noch einen Höhepunkt dar!

    Auf jeden Fall klingt auch "Exit" irgendwie frischer,eigenständiger als die meisten Releases im BM Bereich.

    Grad die etwas langsameren Tracks wie "Wohin" strömen einfach eine Atmosphäre aus,der etwas ganz besonderes anhaftet.

    Konnte ich mit Nocte Obducta nie wirklich warm werden,so fällt mir dies bei Agrypnie irgendwie leichter – keine Ahnung warum,aber ich mag die Band und ihr Werk!

    8/10