Agruss - Morok

Review

Am 26.April 2012 soll das Debütwerk der ukrainischen Formation AGRUSS in den Läden verfügbar sein, genau am 26ten Jahrestag des nuklearen Unglücks in Tschernobyl – worauf die Promoinformation freundlich hinweist. In der Tat, etwas mechanisch Kaltes, etwas Elementares, von Menschenhand nicht mehr Umkehrbares, Endgültiges hat “Morok“ schon irgendwie, aber leider auch ein paar fremdartige Auswüchse, die ebenfalls aus einem atomaren Zwischenfall stammen könnten, was die Zusammenhänge hinsichtlich des düsteren Schauplatzes in der Ukraine direkt auch musikalisch wieder ins Negative kehrt. Es ist nun faktisch so, dass die im Jahr 2009 gegründete Band offene Verbindungen zwischen ihrer musikalisch thematischen Intention und der atomaren Katastrophe vor 26 Jahren herstellt und somit vergangene und aktuelle Düsternis miteinander verknüpft.

An sich klingt das nach keiner schlechten Idee, mal ganz davon abgesehen, dass der Sechser die resultierenden Verhältnisse hautnah miterlebt hat und daraus sicherlich einige authentische Eindrücke verarbeiten kann. Allerdings überrascht es mich dennoch, wenn ich in den Weiten des Internets bereits hochlobend positive Reaktionen zu “Morok“ lesen darf, denn leider ist die noch so interessante Transformation der Thematik in Hörbares nicht wirklich gelungen. Es ist ja ganz nett, Death Metal einmal nicht nur Death Metal sein zu lassen, gerade in der heutigen Zeit gilt Homogenität nicht mehr als nötiges Prädikat um gute Musik zu machen, doch wenn die Schokolade gleichzeitig nach Kakao, Gummibärchen, Banane und Wiener Schnitzel schmeckt, dann ist das zuviel des Guten. AGRUSS verweben mit Death, Black und Doom Metal zwar durchaus Elemente, die zueinanderpassen und bereits bei vielen Kapellen in gemeinsamen Gemächern daherkommen, doch “Morok“ beweist, dass die Art und Weise des Mischverhältnisses eben doch nicht die Aufgabe ist, die ein jeder mit links bewältigt.

So beißen sich hier akustisch eingespielte Parts mit toller natureller Atmosphäre, die irgendwie an die hoffnungsvoll warme Melancholie von AGALLOCH erinnern, mit wüstem Geballer, das aufgrund seiner durchscheinenden Strukturlosigkeit eine schlechte Version von ANAAL NATHRAKH hinter dem Ganzen vermuten lässt. Also nichts mit kontrollierter Anarchie und beachtlichem Wahnwitz, sondern viel mehr totes Geböller, was auch atmosphärisch nur selten das Erhoffte erfüllen kann. Nichtsdestotrotz hätte ich beinahe den besten Teil der Platte ungehört verpasst, denn nach knapp 40 Minuten Spielzeit hatte ich die Schnauze stellenweise schon so voll, dass ich genervt abgeschaltet habe, obwohl mit der Trilogie “Under The Snow“ die besten drei Stücke der Platte folgen, und das weil sie es schaffen, über einen längeren Zeitraum richtiggehende Dunkelheit, Erbarmungslosigkeit walten zu lassen. Dass auch hier ab und zu einmal die Sicherungen durchknallen, wütend drauf los gebrettert und damit jegliche sich in der Entstehung befindliche Aura im Keim erstickt wird, darüber kann man gerade noch hinwegsehen. Dafür kommen die drei Songs, die nochmals eine Spielzeit von fast einer halben Stunde ausmachen, insgesamt deutlich doomiger und schwermütiger daher und zeigen, dass AGRUSS eigentlich auch Musik der Marke AUSTERE oder WOODS OF DESOLATION drauf haben. Warum nicht mehr davon?

So bleibt mit “Morok“ dennoch ein wüstes Werk, dem es noch daran mangelt, die Wegweiser richtig zu interpretieren. Potenzial ist irgendwo da, aber alles auf einmal geht schließlich auch nicht.

12.04.2012

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1 Kommentar zu Agruss - Morok

  1. Hans-Hubert sagt:

    So übel finde ich die Scheibe nicht – auf jeden Fall zig mal besser als das, was diese Vögel von SICK fabriziert haben.