Agressor - Deathreat

Review

Pünktlich zum 20ten Geburtstag wollen es die französischen Altmeister AGRESSOR nun doch noch einmal wissen und präsentieren der Hörerschaft ganze 5 Jahre nach “Medieval Rites” endlich wieder und relativ unerwartet ein neues Album mit dem schicken Namen “Deathreat”. Umso erfreulicher ist dabei die Tatsache, dass die Herren immer noch eine gehörige Portion Pfeffer im Hintern zu haben scheinen.

In einer guten Dreiviertelstunde wird mir dabei in zwölf Songs (inklusive Coverversion von HELLHAMMERs, wie könnte es auch anders sein, “Agressor”) vor Augen geführt, dass es immer noch möglich ist, oldschoolig und doch zeitgemäß klingen zu können, gerade als Band, die eine derartige Erfahrung vorzuweisen hat wie die Franzosen. Bereits der Eröffnungssong, der gleichzeitig den Titeltrack darstellt, kommt dabei überraschend frisch wirkend aus den Boxen, und tritt mit seinen Thrashanleihen gehörig Ärsche. Dass AGRESSOR laut Presseinfo mit “Deathreat” das bislang brutalste Album der Bandgeschichte abgeliefert haben sollen, kann man dabei ruhig so stehen lassen: Die häufigen Ausflüge ins Blastbeatlager pushen den von der Band gebotenen, oftmals thrashig rockigen Death Metal nochmals ein Level höher und verleihen der Musik zusätzliche Cojónes. Angenehm ist dabei vor allem die Tatsache, dass sich die Mannen aus dem Land des guten Weins und des Baguettes um Abwechslung bemühen, denn auch wenn dem Material ein absolut straighter Charakter innewohnt, merkt man dem Quintett an, dass es immer noch ein verdammt gutes Gespür für Breaks an der richtigen Stelle hat.

“Warrior Heart” stellt bei dem mich ansonsten stellenweise an alte MORBID ANGEL erinnernden Material eine kleine Besonderheit dar: Der Song erinnert durch seinen deathmetaluntypischen Keyboardeinsatz, gelegentliche Grimvocal – Einlagen und den stark feelingbetonten, triolischen Blastbeats gehörig an Black Metal, was in der gebotenen Spielweise allerdings alles andere als einen Stilbruch darstellt. An dieser Stelle sei im übrigen zu erwähnen, dass es Alex Colin-Tocquaine neben seiner ohnehin exzellent variablen Stimmarbeit (die natürlich überwiegend aus Growls besteht) schafft, mir den Glauben zu nehmen, dass Death-Metal-Sänger prinzipiell die Finger vom Kreischgesang lassen sollten. Mad Rafati, der bereits beim Vorgängerwerk „Medieval Rites“ hinter den Knöpfen saß, hat der Platte dabei einen absolut stimmigen, groovig basslastigen Sound verpasst, der die trotz aller Straightness recht technisch versiert klingenden Gitarren gut in Szene setzt, und trotzdem noch Druck hat, um noch Death Metal zu sein.

Dadurch, dass „Deathreat“ im schmucken Doppel-Digipack zu erwerben ist, in dem zusätzlich eine Live-DVD als „Dankeschön“ an die Fans vorzufinden ist, spreche ich an dieser Stelle gerne eine Kaufempfehlung aus. Die Platte kann, davon bin ich überzeugt, sowohl „Alte Eisen“ als auch Neueinsteiger begeistern, alleine aufgrund ihres Abwechslungsreichtums. Fans der Band werde ohnehin nicht an „Deathreat“ vorbeikommen, soviel ist sicher!

08.12.2006
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