Agent Steel - Alienigma

Review

Dass ich am liebsten (gemäßigte) Death-Growls oder (nicht zu sehr gekreischte) Black Metal-Vox höre, dürfte bekannt sein. Wenn Eunuchen, dann Jon Arch, der Ripper oder Rob Thorne von SACRED OATH. John Cyriis gehörte auch zu den geilen Kastratensängern. Und nun ein weiteres Werk von AGENT STEEL mit Bruce Hall? Denn mit ebendiesem am Micro bescheren uns die legendären Altmeister nun mit „Alienigma“ ihr neuestes Opus; das erste seit vier Jahren. Was habe ich früher den begnadeten Song „Bleed For The Gods“ geliebt, unvergessen, absolut auf einem Niveau mit „For Whom The Bell Tolls“ der METALLICATZ‘ oder „Evil“ von MERCYFUL FATE. Wird AGENT STEEL wenigstens noch einmal im Kleinen daran erinnern können? Nehmen wir uns nun „Alienigma“ einmal konzentriert vor.

Zunächst einmal, die Gitarrenarbeit von Juan Garcia (Ex-ABATTOIR) und Bernie Versailles ist allererste Sahne, nur mit der von DEATH ANGEL, PARADOX oder EXODUS vergleichbar. „Fashioned From Dust“ zeigt fett und zu Recht in den Vordergrund gemischte schräge Metal-Gitarren der Achtziger, drückend, pumpend, dynamisch. Der Gesang von Bruce tönt vielseitig, hell, grollend, variabel. Auch auf „Wash The Planet Clean“ mit eindeutiger METALLICA-Gitarren-Schlagseite. Hier ist mir der Gesang zu hell; eine Stimme wie die von Friden, Ryden oder Stanne wäre hier besser. Gut, wem das zu weit hergeholt ist, dem nenne ich stattdessen Vocals der Sorte John Bush, James Hetfield oder Mark Osegueda. Die Gitarren sind klasse, lange nicht so guten Thrash gehört. Also Balladenstoff ist das nicht. Die Soli und Breaks wibeln nur so durch den Raum, ohne Luftgitarrist geht hier nichts. Das Gekeife und die bisweilen eingestreuten Growls sind an dieser Stelle auch sehr gelungen; so stelle ich mir den Gesang vor, der zu solcher Musik passt.

„Hail To The Chief“ bietet zunächst Stakkato-Riffing und entsprechende Vocals, bis dann in Refrainnähe harte Gitarrenleads und im folgenden ein gepresst vorgetragener Chorus den Song veredeln. „Hybridised“ beginnt QUEENSRYCHE-artig, die Metal-Gitarren, die den Chorus begleiten, sind phantastisch, zehn Punkte für den Kurzeinsatz und das Solo. Nur der Gesang hält nicht mit, auch nicht in „Extinct“, erneut aber sind die Garcia-Gitarren überirdisch gut. „Wormfood“ überzeugt mich wegen der Kastratengesänge nicht, W.P.D. ebensowenig; hier wird zusehr auf Halford gemacht. Die aggressiv vorgetragene Gesangstelle allerdings gefällt, ebenso das FATES WARNING-artige Solo. „Tiamats Fall“ bietet wieder diese fetten Licks, konsequent auf die zwölf, was könnte Garcia mit einem anderen Sänger für ein Ass aus dem Ärmel zaubern; andererseits fällt an dieser Stelle aber auch erneut auf, dass Superhooks noch keinen überdurchschnittlichen Song ausmachen. Das Finale „Lamb To The Slaughter“ zeigt, dass Bruce auch viel aggressiver singen könnte; das sollte er übers ganze Album tun, es wäre die perfekte Ergänzung zum inspirierten Gitarrenspiel von Juan und Bernie. Außerdem müssten die Kompositionen noch griffiger, zwingender sein; es haben sich eben auch drei, vier schwächelnde Songs eingeschlichen. Fazit: Tolle Gitarristen, ein gewöhnungsbedüftiger Sänger und mittelmäßige Umsetzung des Materials. Es könnten sonst viel mehr Punkte sein…

02.09.2007

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