An der Südküste Englands und gut 100 Kilometer entfernt von der pulsierenden Global City London liegt die Grafschaft Hampshire. Hier, in der beliebten Ferienregion zwischen den Nationalparks New Forest und South Downs, haben sich vor wenigen Jahren fünf junge Herren gefunden, um zusammen zu musizieren. In AGELESS OBLIVION fanden sie einen Namen, in Siege Of Amida Records aus den Vereinigten Staaten eine auf extremen Metal spezialisierte Plattenfirma und mit „Temples Of Transcendent Evolution“ folgt nun – als relativ naheliegende Fortführung der Kausalkette – das erste Album.
„Technical Death Metal“ würde auf dem Aufkleber stehen, sofern man einen auf das Cover gepappt hätte. Meist rasend schnell, technisch und mit entsprechend brutalem Gesang wandelt das Quintett auf den Spuren von NILE oder HATE ETERNAL. Es erreicht aber trotz einiger besserer Momente – etwa beim mit MORBID ANGEL-Riffing daher kommenden „Time Of The Empty Throne“ – nicht die Klasse der etablierten Größen. Mit zunehmender Spielzeit wächst folglich der Wunsch, die Scheibe durch wiederholtes Betätigen der Skip-Taste so schnell wie möglich zum Schaffot zu bringen – sozusagen aufgrund des zu vorhersehbaren 08/15-Geprügels zum vorzeitigen Tode verurteilt.
Was sich dann am Ende des Albums beim nur zweiminütigen „Mycora“ zunächst zart andeutet, wird beim fast 14minütigen „Temples“ offensichtlich: AGELESS OBLIVION versuchen doch tatsächlich, auszubrechen und die vorher so oft bemühte Schablone abzulegen. So verweist dieses letzte Stück mit seiner immer wieder von heftigen Passagen unterbrochenen, sich langsamen ausbreitenden ruhigen Klanglandschaft deutlich auf Einflüsse wie CULT OF LUNA – auch nicht neu oder atemberaubend gut, aber immerhin.
Ein technisch anspruchsvolles Album ohne das gewisse Etwas macht dem Rezensenten eine (sehr) mäßige Bewertung grundsätzlich schwerer, als eine schlecht produzierte und spielerisch anspruchslosere Rumpelorgie. Aber handwerkliches Können ist bei der Beurteilung von Musik doch nur ein sekundäres Kriterium, entscheidender ist die Frage, ob und in welchem Maße die Musik Stimmungen transportieren kann. Diesbezüglich hat „Temples Of Transcendent Evolution“ kaum etwas vorzuweisen, es fehlt schlicht und einfach an Charakter. Das überlange, als einziges der Stücke wirklich um einen solchen bemühte „Temples“ kann den stereotyp-reizlosen Eindruck auf der Zielgeraden noch leicht abmildern.
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