AFI - Burials

Review

AFI sind eine der wenigen Alternatve-Rock-/Punk-/Emo-Bands, die ich bis heute wirklich sehr gerne höre. Zumindest „Blacksails In In The Sunset“, „Sing The Sorrow“ oder die großartige „All Hallow’s“-EP schaffen es immer mal wieder in die heimische Anlage – immer dann, wenn ich die CDs durch Zufall erwische. Nun ist es also angesagt, die alten Werke der Band wieder rauszukramen, denn mit „Burials“ lassen AFI nach vier Jahren und dem eher mäßigen „Crash Love“-Album wieder von sich hören. Leider ist das neunte Studioalbum der Kalifornier eher enttäuschend als begeisternd.

Mit Sicherheit sind die hohen Erwartungen, die ich an AFI stelle, ein Grund der Enttäuschung. Die schwerwiegenderen liegen aber an anderen Stelle. „Burials“ ist kein schlechtes Album, das muss festgestellt werden. Der Album-Start gelingt mit „The Sinking Night“ und „I Hope You Suffer“ auch richtig stark. Düster, etwas an DEPECHE MODE erinnernd und spätestens dank Davey Havoks Gesang von einem beeindruckenden Wiedererkennungswert geprägt. Doch leider ist der Rest von „Burials“ ziemlich durchwachsen. Zwischen nettem, glattgebügeltem Pop/Rock über eingängige und ganz coole Nummern geht es teils in ziemlich nichtssagende Gefilde der Beliebigkeit. Besonders schade bleibt, dass AFI die rauen, kantigen Einflüsse der frühen Jahre der Bandgeschichte mittlerweile komplett über Bord geworfen haben, sodass der Kontrast aus wohldosierter Härte und poppiger Eingängigkeit nicht mehr vorhanden ist. Weder Geschrei noch wirklich rustikale Uptempo-Parts finden sich auf „Burials“. Das Album ist aber immer dann großartig, wenn sich typische AFI-Leads oder Riffs finden, die aus dem lethargischen Geplätscher um so stärker herausragen und die Songs direkt aufwerten (z.B. der Beginn von „No Resurrection“). Das geschieht nur leider viel zu selten. Mit Songs wie dem lockeren und leider völlig gesichtslosen „Rewind“ füllt sich das Album mit unnötig viel Ballast. Glücklicherweise gibt es aber auch noch ein paar Lichtblicke: Das sehr emotionale „The Conduction“ zeugt von Leidenschaft und gefällt in seinem Düster-Pop-Gewand richtig gut. „Greater Than 84“ geht zwar in eine andere Richtung, zeigt aber im Ansatzdas Talent für vielschichtiges, gutes Songwriting, das für AFI auf „Sing The Sorrow“ noch zur Selbstverständlichkeit gehörte.

Ich möchte „Burials“ aber auch nicht schlechter machen als es ist. Insgesamt kehren AFI nämlich mit einem eingängigen Album zurück, dass die Entwicklung der Band seit der Jahrtausendwende durchaus erwartungsgemäß wiedergibt. Würden die Herren allerdings auf zu viel Ballast verzichten und stattdessen mehr in Richtung der genannten, wirklich guten Songs machen, würde „Burials“ auch weit besser abschneiden. Die Hoffnung auf ein „Back To The Roots“-Album, wenn auch nur im Ansatz, dürfte damit allerdings endgültig begraben sein.

17.11.2013

Chefredakteur

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