Ævangelist - Writhes In The Murk

Review

Ich bezweifle, dass die Amis von ÆVANGELIST mit dem Song „Codo… düse im Sauseschritt“ des NDW-Projektes DÖF vertraut sind – ich aber kann beim „Genuss“ (in vielerlei Hinsicht ein ziemlicher Euphemismus!) ihres Drittlings „Writhes In The Murk“ die Textzeile „Hässlich. Ich bin so hässlich. So grässlich hässlich. Ich bin der Hass!“ nicht aus meinem Kopf verbannen. Damit tue ich dem Duo ohne Zweifel zumindest teilweise Unrecht – es wäre zu einfach, ÆVANGELIST Hässlichkeit als Selbstzweck zu attestieren, denn die acht Songs entbehren nicht einer gewissen atmosphärischen Tiefe, die mehr als bloße Summe der (grässlich) hässlichen Teile ist. Die wichtigste Frage ist damit ohne Zweifel: Wie viel mehr als sperriger Death / Black / Doom Metal steckt wirklich in „Writhes In The Murk“?

Die Antwort kann – ebenfalls ohne Zweifel – nur höchst subjektiv gegeben werden. Ich persönlich würde das Ganze etwas oberhalb von „meh“ verorten – bin mir aber sicher, dass ich von zehn HörerInnen wahrscheinlich zwölf unterschiedliche Meinungen in voller Bandbreite einholen würde. Was mir an der knappen Stunde besonders gut gefällt, sind die vielen Klang-Spielereien, die (leider) viel zu sehr auf Nebenschauplätzen stattfinden und fast nie so richtig in den Vordergrund treten – dort ist nämlich der bereits erwähnte sperrige Extrem-Metal und gibt (zu einem großen Teil sicher auch als Resultat der kantigen Produktion) sein Bestes, auch in dieser Sparte so etwas wie einen Verfremdungseffekt zu erzeugen. Das klappt hin und wieder ganz gut – hat man sich jedoch erst einmal durch den Klangwust gewühlt, bleiben größtenteils recht unspektakuläre Motive übrig, deren besonderer Reiz am ehesten darin besteht, dass sie keine erkennbaren Songstrukturen aufbauen. Kann man so machen – ÆVANGELIST sind da allerdings nicht die Ersten und bleiben (und damit schließe ich den Kreis zu den eben erwähnten Klang-Spielereien) über fast die gesamte Länge hinter dem offenkundig vorhandenen Potential zurück.

Am Stärksten sind ÆVANGELIST interessanterweise an den Stellen, an denen sie mindestens einen Gang herunterschalten, elektronischen Klängen ein wenig Raum lassen, überhaupt Raum lassen – so wie in „Disquiet“ oder am Anfang des Titelsongs. Dicht gefolgt aufPlatz zwei stehen die RICHTIG dissonanten Ideen, die BLUT AUS NORD oder DODECAHEDRON zur Ehre gereichen würden. Beides kommt in meinen Ohren auf „Writhes In The Murk“ zu kurz – und ich werde das Gefühl nicht los, dass das ganze Gewusel drumherum Hässlichkeit als Selbstzweck ist – „und ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt und bring‘ die Liebe mit…“

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21.09.2014

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