Ævangelist - Enthrall To The Void Of Bliss

Ein Hauch von Nichts. Dunkelheit. Kälte. Ich ziehe mir die dicke Jacke noch etwas fester zu, denn es sind die ersten eiskalten Morgenstunden des nahenden Jahresendes. Die Scheiben sind angelaufen und man freut sich bereits auf die baldige Wärme, wenn sich das Klimasystem des Autos endlich eingependelt hat. Optimale Bedingungen, um sich Morgens um sieben Uhr mit der neuen ÆVANGELIST gleich den letzten kühlen Hauch Leben aus dem bibbernden Hautlappen zu ziehen. Da freut man sich auf eine verquere Stunde mit “Enthrall To The Void Of Bliss“, und tatsächlich ist das vierte Album des amerikanischen Duos ausschließlich dafür gut, diese etwa 56 Minuten zur Tortur zu machen.

Nun ganz so schlimm ist es jetzt auch nicht, aber diese schmale Gratwanderung haben die Jungs aus Portland mittlerweile offenbar ziemlich verlernt. Schon “Omen Ex Simulacra“ war ein hässlicher, musikalischer Abszess, aber stets gepaart mit einer beängstigenden Atmosphäre, die den Hörer immer wieder in seinen Bann zog, ohne das ebendieser auch nur ansatzweise zu einer Erklärung fähig war. Im Zusammenhang mit der neuen Scheibe “Enthrall To The Void Of Bliss“ mit seiner blassen Produktion, den mysteriösen, unwirklichen Klangkörpern und dem gewollten Krach fragt man sich eher, wie so etwas überhaupt einmal wirklich eine derartige Anziehungskraft ausüben konnte.

Bis auf “Alchemy“ hat jedes Stück der neuen ÆVANGELIST-Platte gewohnte Überlänge und agiert hauptsächlich auf Basis von metallischen Wutausbrüchen, gepaart mit genrefremden, teils gar unmusikalisch wirkenden Klangversatzstücken, die fast schon eine beinahe exorzistische Ader aufzubieten scheinen. Dabei stellt sich lediglich die Frage, ob man hier Perversionen kreiert oder austreibt. Letztlich bleibt zumindest bestehen, dass es dem Zweigestirn nicht gelingt, diesen wabernden Mystizismus der mir bekannten zweiten Scheibe aus dem Jahr 2013 zu reinkarnieren. Dass dies ein extrem schweres Vorhaben sein würde, war im Grunde ohnehin klar, doch “Enthrall To The Void Of Bliss“ funktioniert wahrlich nur sehr limitiert.