Aethernaeum - Naturmystik

Review

Galerie mit 22 Bildern: Aethernaeum - Wave Gotik Treffen 2013

„Wir träumen uns hinein in die Einsamkeit“, heißt es im Anlauf des Openers. Bis 2013 hat Alexander Paul Blake das als Solokünstler noch wortwörtlicher genommen, „Wanderungen Durch Den Daemmerwald“ stellte dann das kollektive AETHERNAEUM-Debüt dar. Mit „Naturmystik“ veröffentlichen die Berliner jetzt ihr musikalisch noch differenzierteres Zweitwerk, das neben den typischen Instrumenten auch auf den Einsatz von Cello, Keyboards, Percussion, Piano und Chören setzt. Das Ergebnis kann nur einen epischen, sehr atmosphärischen und durchweg melodischen Charakter haben. „Naturmystik“ ist Folk Black Metal, der noch ein großes Stück mutiger ist als bei vielen Genre-Kollegen. So liegen AETHERNAEUM, möchte man sie grob einordnen, beispielweise sehr viel näher an einer Band wie DORNENREICH als an den ebenso naturverbundenen WALDGEFLÜSTER. Freunde von AGALLOCH, EMPYRIUM und ähnlichen Gruppen können sich auch mal auf die Reise durch die vertonte „Naturmystik“ machen.

Und genau das ist es: Eine Entdeckungsreise, die allerdings nicht jeder Hörer bis zum Ende gehen wird. Dafür agieren AETHERNAEUM in ihren überlangen Kompositionen fast schon zu abwechslungsreich. Wer ein Album erwartet, dass unterm Strich den Folk Black Metal fokussiert, wird von den zahlreichen Umwegen über post-rockige Gefilde, Ambient-Wiesen und progressive Gebirgsketten enttäuscht sein. Man liest, dass pro Song nicht selten um die 100 Einzelspuren zusammenkamen – das spricht für den Reichtum an Facetten, aber auch dafür, dass das Album schwer zum Punkt kommt. Die Produktion hat Alexander Paul Blake übrigens wieder im eigenen Winter-Solitude-Studio in Berlin übernommen. Und auch dahingehend fällt mindestens ein halber Punkt weg: „Naturmystik“ ist grundlegend angemessen, aber im Detail oft zu blass produziert.

Wer viel Zeit übrig hat, darf sich von AETHERNAEUM gern an die Hand nehmen und in einen abgelegenen Waldzipfel führen lassen. Da kann die Wirkung der „Naturmystik“ dann in Ruhe sprießen, auch wenn die reine Spieldauer von knapp über einer Stunde nicht ausreichen wird. Um gänzlich einzutauchen, sollte zumindest ein zweiter konzentrierter Durchlauf folgen – vorausgesetzt, die Langeweile hat nicht gewonnen und man ist längst enttäuscht aus dem Dickicht gestapft, um eine andere Platte aufzulegen. AETHERNAEUM wollen eine Menge, haben im Eifer der Vermischung von Genres, verschiedenen Instrumenten, Mythen, schamanischer Spiritualität und Naturverbundenheit letztlich aber unglücklich priorisiert.

30.09.2015

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