Vermutlich dürfte ich nicht der einzige sein, der auf AESMA DAEVA erstmals aufmerksam wurde, als deren enorm charismatische Frontlady Lori Lewis die Live-Mannschaft von THERION auf ihrer letzten Tour verstärkte. Die starke Gesangsleistung mit Elementen aus Oper und Rockmusik weckte auch das Interesse an ihrer derzeitigen Hauptband, die mit „Dawn Of The New Athens“ bereits ihr viertes Album in Eigenregie unters Volk bringen.
Warum diese Band noch keinen vernünftigen Plattenvertrag an Land ziehen konnte, ist mir ein Rätsel. Gothisch angehauchter Metal mit opernhaftem Frauengesang ist noch immer absolut hip, die Verbindung zu THERION ließe sich hervorragend marketingtechnisch ausschlachten und auch die musikalische Befähigung ist vorhanden. So aber schlägt sich die Band mit einer Produktion herum, auf der sie sich nicht wirklich frei entfalten kann und viel Potential ungenutzt bleibt.
Der Ansatz von AESMA DAEVA ist ein symphonisch-orchestraler. Da fällt es umso schwerer ins Gewicht, dass sämtliche Orchester-Elemente allzu künstlich klingen und zudem nicht wirklich gut abgemischt sind. Produktionstechnisch hätte man wesentlich mehr aus den einzelnen Songs herausholen müssen. So fällt es dem Zuhörer nicht leicht, einen Zugang zur Musik der Amerikaner zu finden.
Im Hinblick auf das Songwriting bleibt ebenfalls Raum für Verbesserungen, die grundlegende Marschrichtung stimmt jedoch. Ein wenig direkter auf den Punkt kommen, sich nicht zu sehr in Details verlieren, dann klappt’s auch mit den Hits, die im Ohr hängen bleiben und die starken emotionalen Bilder nicht unter überbordender Theatralik verstecken, sondern dem geneigten Musikliebhaber direkt ins Herz pflanzen.
Von Zeit zu Zeit wünscht man sich, die Gruppe würde ihre Sängerin etwas von der Opern-Schiene weg und mehr in den Rock-Bereich hinein singen lassen. Bei den THERION-Shows wirkte Lori Lewis stimmlich nämlich deutlich weniger limitiert als auf diesem Album. Handwerklich kann man ihr hingegen nichts vorwerfen, mit der gesanglichen Perfektion von Ex-NIGHTWISH-Trällerelse Tarja Turunen kann sie ohne Probleme mithalten.
Die bereits im Albentitel verankerten Bezüge zur griechischen Mythologie und Philosophie bilden einen roten Faden, der durch die ansonsten gleichermaßen persönlich wie metaphorisch gehaltenen Texte führt. So bleibt unterm Strich ein nettes Album, das viel Potential zeigt und trotz aller vorhandenen Mängel den aufmerksamen Zuhörer zum Träumen einlädt.
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