Aeon Spoke - Above The Buried Cry
Review
Ziemlich genau zehn Jahre ist es jetzt her, dass sich mit CYNIC ein Stern am Prog-Himmel auflöste. In seinem siebenjährigen Bestehen brachte es der Florida-Vierer zwar lediglich auf ein vollwertiges eigenes Album („Focus“, 1994), doch trugen die Bandmitglieder währenddessen zu solchen Meilensteinen wie ATHEISTs „Unquestionable Presence“, DEATHs „Human“, PESTILENCEs „Testimony Of The Ancients“ oder MASTERs „On The Eighth Day, God Created Master“ bei. Kurz nach dem oft verschobenen Release von „Focus“ trennten sich CYNIC im Guten, um kurz darauf mit leicht verändertem Line-Up unter dem Namen PORTAL erneut zusammen Musik zu machen. Der „Ehrgeiz“ aus vergangenen Tagen blieb ihnen dabei jedoch erhalten, sodass es PORTAL sogar nur auf ein offiziell nie veröffentlichtes 10-Track Demo brachten, dessen musikalische Ausrichtung anscheinend in Richtung DEAD CAN DANCE tendierte. Betitelt war das Demo mit dem Bandnamen, wobei – und so schließt sich der Kreis – der Arbeitstitel „Aeon Spoke“ verworfen wurde. Seither sind weitere neun Jahre vergangen bis sich die Ur-Zyniker Paul Masvidal und Sean Reinert erneut zusammengefunden haben, um unter eben diesem Namen AEON SPOKE eine neue Band zu gründen, deren musikalische Orientierung mit den alten Tagen praktisch nichts mehr gemein hat.
„Above The Buried Cry“, welches das Erstlingswerk von AEON SPOKE darstellt, lässt wirklich keinerlei Schluss zu, dass es sich bei den Musikern ehemals um Vorreiter des progressiven Death Metal handelte. Gefühlvoll und verträumt gehen AEON SPOKE auf ihrem Debüt zu Werke und erschaffen ein Album, das sich in seiner Sanftmut am ehesten irgendwo zwischen aktuellen ANATHEMA, ruhigen FOO FIGHTERS Balladen („Pablo At The Park“, „Suicide Boy“) oder RADIOHEAD zu „OK Computer“ Zeiten („Grace“) einordnen lässt. Den Anfang macht die Scheibe noch relativ rockig, jedoch stets nachdenklich-vorsichtig, sodass sich Songs wie „Suidice Boy“ oder „No Answers“ zu regelrechten Ohrwürmen entwickeln. Im selben Maße, wie sich das anfangs noch flottere Tempo jedoch verabschiedet, erwächst das nachdenkliche Moment der Platte und nimmt nach und nach mehr Platz ein, ohne jedoch die Songs zu nicht mehr nachvollziehbaren Klangexperimenten werden zu lassen. Wunderschöne, zerbrechliche Alternative-Songs mit lautmalender Instrumentierung, stets begleitet von akustischer Gitarre, erzeugen eine bilderreiche, süße Melancholie, wobei „Nothing“ mit seiner singenden Lead Gitarre gar ein wenig an PINK FLOYD erinnert. Dazu bringt der behutsame Gesang von Paul Masvidal, der stellenweise tatsächlich an Tom Yorke erinnert, die Fragilität der Songs wunderbar zum Ausdruck. Ein wahres Kleinod an alternativem Songwriting, das sich besonders in Songs wie eben „Nothing“ entfaltet, die sich schon jetzt vor niemandem zu verstecken brauchen!
Der großen Namen gibt es also genug. AEON SPOKE schaffen es jedoch zweifelsohne, auf eigenen Beinen zu stehen. Denn „Above The Buried Cry“ ist dabei so authentisch und ehrlich, dass diese Vergleiche nur unbeholfene Versuche sein können, um diese wunderbare Musik irgendwo kategorisierbar zu machen. Verstehen kann man sie allerdings nur wenn man sie fühlt.
Aeon Spoke - Above The Buried Cry
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Post-Rock/Metal |
Anzahl Songs | 10 |
Spieldauer | 46:38 |
Release | 2004-12-27 |
Label | Just For Kicks Music |