Änterbila - Änterbila

Review

Gebete wurden erhört, Opfergaben offenbar angenommen. Ein Scherz selbstverständlich, denn hier wird natürlich weder geopfert noch gebetet. Aber mit den schwedischen Newcomern ÄNTERBILA (schwedische nautische Streitaxt) gibt es tatsächlich eine hoffnungsvolle, frische Band, die Folk Black Metal quasi ohne Folk spielt. Wie das? Nun, das selbstbetitelte Debütalbum ist tatsächlich ein lupenreines No-Bullshit-Black-Metal-Album, das seine Inspiration aus der Folklore zwar hörbar, doch subtil verarbeitet und somit frei von Klischees oder Peinlichkeiten agiert.

ÄNTERBILA: Stimmungsvolles Gesamtpaket zum Auftakt

Dabei gefällt schon der äußere Rahmen. Neben dem schlichten, aber markanten Cover Artwork leiten je ein stimmungsvolles Intro (“Vallåt Från Gnarp”) mit Violine bzw. Outro (“Nattens Gåvolott”) mit Konzertgitarre das Album ein und aus. Mit dem angriffslustigen Opener “Hemlängtan” präsentiert sich auch die klare, aber kühl klirrende Produktion, die sehr gut zu dem Material auf “Änterbila” passt. Der angepisste Groove einer Band wie TSJUDER paart sich mit den epischen Melodieführungen früher ARCKANUM oder TAAKE, die richtigerweise auch im Promoschreiben als Referenz genannt werden. Diese beiden Bands funktionieren auch als Referenz, wenn es darum geht, den Folk-Einfluss von ÄNTERBILA zu illustrieren, der alles andere als metschwangere Fröhlichkeit ausstrahlt, sondern die rohen und traurigen Seiten der Folklore, also der Kultur der “einfachen Leute”, wenn man so will, verbreitet.

Gewiss, es gibt Gimmicks wie die gelegentlichen Einschübe von Violinen und Akustik-Gitarren oder dem BATHORY-Chor in “Torparens Dotter”. Die immer wieder hervorgekehrte thrashige Kratzbürstigkeit lässt dennoch auf “Änterbila” so gut wie keinen Pathos aufkommen. Textlich behandelt das Trio das bäuerliche und rurale Leben vom 18. bis ins 20. Jahrhundert, sodass dem Album auch wenig romantische Schwärmerei innewohnt. Karg, trist und rau ist die Stimmung und damit ist der inhaltliche Folk-Anteil beinahe buchstäblich in der Folk-Bewegung der 1960er-Jahre zu versinnbildlichen. Denn wie ÄNTERBILA-Gründer Jerff in der offiziellen Biografie sympathischerweise anmerkt: “ÄNTERBILA haben weder religiöse Zugehörigkeiten, noch den Wunsch, sich über andere zu stellen. Die Dunkelheit, von der wir singen, hat einen anderen Ursprung. Wir sind kein Kult und wir performen keine Rituale; wir sind der Plebs!”

Kein Kitsch, keine Romantik, einfach Metal!

Unterm Strich bleibt das leider seltene Phänomen, dass wir hier ein paar aufstrebende Musiker haben, die es schaffen, ganz ohne Genozid- oder Okkultismus-Fantasien ein bockstarkes (Folk-)Black-Metal-Album zu erschaffen, das einen Teil der schwedischen Nationalgeschichte reflektiert und würdigt. Von ÄNTERBILA kommt in Zukunft hoffentlich noch mehr so cooles Zeug!

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25.11.2022

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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