Æðra - Perseiderna

Die neue Platte von ÆðRA heißt „Perseiderna“ (die Perseiden sind ein Meteorstrom) und bietet das, was sich Genre-Fans wünschen: Atmospheric Black Metal. Doch den gab es in letzter Zeit schon deutlich besser.

Mastermind Erik Lagerlöf sieht seine Musik als Zeichen gegen die Verwässerung der amerikanischen Musik im Herzen der USA. Doch gerade auf „Perseiderna“ schafft er es ironischerweise selbst nicht, ein homogenes, kompaktes Ganzes zu kreieren, was bei der Fülle an großen Melodien beinahe eine Schande ist. Die Gitarrenarbeit ist melodiös, abwechslungsreich und generell das Beste am Album. Lagerlöf vermag es aber nicht, Gitarre, Synthies, Schlagzeug und Vocals zu einem druckvollen Sound zu kombinieren. Die einzelnen Teile stehen unverbunden nebeneinander. Der programmierte Schlagzeug-Sound klingt klinisch und für Schwarzmetallverhältnisse viel zu clean; die Vocals erinnern an amerikanischen Melodic-Extreme-Metal á la frühe DARKEST HOUR und UNEARTH, was nichts Schlechtes heißen muss. Allerdings bilden Instrumentierung und Gesang – bis auf „…For The Long Road Home“ am Ende des Albums – in ÆðRAs Fall keine Einheit, weswegen die Vocals auf Dauer nur anstrengen. Die Spielfreude und Virtuosität an der Gitarre haben alle drei Bands gemeinsam. An Ideen fehlt es Lagerlöf nicht. Allerdings verhindert die seelenlose Produktion, dass diese richtig zünden – gerade das, was er mit seiner Abneigung zu „souless music“ sicherlich vermeiden wollte.

Sechs Jahre mussten ÆðRA-Fans auf den Nachfolger zu „The Evening Red“ warten. Hat es sich gelohnt? Nur bedingt. Atmospheric Black Metal hat sich mit Bands wie SKYFOREST, ENISUM, ELDAMAR und ELDERWIND allein 2016 stark weiterentwickelt. ÆðRA schaffen den Sprung zu den „Großen“ auf ihrem neuen Output nicht, werden aber im Vergleich zum Vorgänger auch nicht schlechter. Genre-Fans sollten die Platte definitiv gehört haben, ebenso wie Metalheads, die auf melodische Gitarrenläufe stehen.

Text: Gordon Herenz