Es klingt schon reichlich pathetisch, wenn der „unsagbare Winter“ von der hessischen Formation Adversus angekündigt wird. Dafür bedient sich die Band um Mastermind Torsten Schneyer einerseits aller nur erdenklichen Klischées – und beweist zugleich eine unglaubliche Stil-Offenheit. Beides mag in seiner Kombination den Hörer faszinieren, birgt jedoch auch eine sehr große Fallhöhe, die Adversus so manches Mal hinabschlittern. Zum einen ist die Mixtur aus Neo-Klassik, Dark Wave, Elektro und Gothic sehr wirr geraten, zu oft verlieren sich die Strukturen, auch wenn einige peppige Momente wie Breakbeats oder Geschrei den Sound immer wieder aufwerten und Hörer zum Geschehen reißen. Doch zu sehr will man alle Ideen einbringen, nichts vernachlässigen und verirrt sich dabei in dem selbstgebauten Labyrinth. Auch das dick aufgetragene Pathos kratz hart am Erträglichen, irgendwo zwischen Goethes Erben und Angizia in seinen guten, und L’âme Immortelle in seinen schlechten Momemten will Adversus zuweilen nicht den richtigen Ton treffen. Das komplexe Werk braucht viel Zeit und viel Liebe, wer sich darauf einlässt wird mit gekonnter Musik belohnt, die jedoch auch so manche Hürde beinhaltet. Ein schroffer und anfangs abweisender Winter also, die kristallinen Eisblumen am Fenster lohnen jedoch das Eintauchen in die Tiefen dieses Schneegestöbers.
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