In unserer durch die totale Vernetzung arg geschrumpften Welt mag es so etwas wie „exotische“ Bands ja eigentlich nicht mehr geben. Dennoch lässt es immer noch aufhorchen, wenn eine Truppe – wie im vorliegenden Fall – aus dem zentralamerikanischen Costa Rica mit seinen gerade mal vier Millionen Einwohnern stammt. „Flesh Over God“, auf dessen interessantem Cover sich Bruegels „Turmbau zu Babel“ (um den es sich auch inhaltlich dreht) mit Dali’schem Surrealismus paart, ist dabei bereits das zweite ADVENT OF BEDLAM-Langeisen.
Weniger eingängig als auf dem Erstling „Behold The Chaos“ kommen die acht neuen Brocken daher, übriggeblieben ist – neben einigen melodischen Resten („Purification Through Pain“) – schneller, technischer Death Metal à la neue BEHEMOTH oder HATE ETERNAL mit modern anmutenden Tupfern – schon das Logo deutete darauf hin. Tiefer, dunkler Gesang alterniert mit manch hohem Gekeife, das irgendwo zwischen Black Metal und Metalcore zu verorten ist. Todesblei-Puristen könnten sich an diesem merkwürdigen Zwitter stören, so mancher Skeptiker lässt sich aber möglicherweise von den Ecken und Kanten, von der Energie, die von (unter etwas dünnem Klang leidendem) Double-Bass-Gedonner und Blast-Eruptionen getragen wird, überzeugen. So regieren anspruchsvolle Wutklumpen wie „Time For Vengeance“ oder das besonders gnadenlose „The Swinish Moguls“, während „Indoctrinated Wrath“ ein wenig aus der Reihe tanzt, weil Tim Aymar (CONTROL DENIED, PHARAOH) dem Stück mit Power-Metal-Stimme einen flüchtigen Besuch abstattet, und auch „Echoes Of The Unhinged“, der stimmungsvolle Schlusspunkt zwischen drückender Härte und Harmonie, mit seinem Sprach-Sample aus dem Getobe heraussticht.
Dauerhaft hängen bleibt nach den 35 Minuten von „Flesh Over God“ zwar nicht viel, doch das ist in erster Linie den hektisch-komplexen Kompositionen geschuldet. Immerhin gräbt sich die Erinnerung an den Eifer und die Wucht, mit denen das Quintett aus Heredia seinen extremen Metal hier darbietet, ins Gedächtnis – wenngleich bei optimaler Produktion sogar noch zehn bis zwanzig Prozent mehr Durchschlagskraft herauszuholen gewesen wären. Man merke: Außer Bananen und Kaffee bringt Costa Rica also auch ernstzunehmenden Metal in den Export.
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