Adrian Benegas - Arcanum

Review

„Adrian, wer?“ Zugegeben, der Name ADRIAN BENEGAS dürfte den meisten Metalheads noch kein allzu großer Begriff sein. Obwohl der Keyboarder bereits ein gutes Debüt hingelegt und mit illustren Gästen wie Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) zusammengearbeitet hat, wurde ihm bis jetzt noch keine große Aufmerksamkeit zuteil.

Doch genau das wird sich mit „Arcanum“ radikal verändern. Dafür hat der junge Mann aus dem weit entfernten Paraguay selbst gesorgt: Alleine dafür, dass er Star-Produzenten Sascha Paeth (AVANTASIA) und Ronnie Romero (MICHAEL SCHENKER GROUP, RAINBOW) verpflichten konnte, werden ihm so einige ihr Ohr leihen. Doch hält das Album, was diese Namen versprechen? 

ADRIAN BENEGAS: Power Metal ohne Peinlichkeit 

Das etwas seltsam wirkende Intro lässt Böses erahnen. Der Übergang zum ersten Song wirkt etwas holprig. Doch anstatt von Power-Metal-Stangenware abgefertigt zu werden, wird der Zuhörer von einem absoluten Oberhammer überrollt. „Sanctum“ ist ein typischer Doublebass-Song mit einem unwiderstehlichen Refrain. Er tönt dermaßen frisch und unprätentiös aus den Boxen, dass man einfach nur die Repeat-Funktion aktiviert lassen will. Die Kombination von bluesigen Vocals mit dem typischen Euro-Power-Metal, kennt man so sonst am ehesten von MASTERPLAN.

Es ist schlichtweg eine große Freude, Sangesgott Ronnie Romero in diesem Kontext zu hören – vor allem, weil das Genre sonst fast nur von Hobbyjodlern und ähnlichen Gestalten dominiert wird. Die vorab veröffentlichte Single „The Secret Within“, schlägt in eine ähnliche Kerbe wie der Opener, doch garniert das ganze mit Frickeleinlagen à la DREAM THEATER sowie weiblichen Gastvocals. ADRIAN BENEGAS liefert sich hier ein kleines, aber feines Shred-Duell mit seinem Gitarristen Timo Somers (DELAIN) und erschafft hier etwas wirklich Originelles. 

Mutig und unkonventionell 

Die Musik von ADRIAN BENEGAS strotzt nur so vor gekonnter Lässigkeit. Als Keyboarder besitzt er einen völlig anderen Approach zum Songwriting und wagt sich in Gefilde, in die sich die meisten anderen Genrevertreter nicht trauen würden. „Caravan Of Doomed Souls“ ist an dieser Stelle besonders hervorzuheben. Schwere Riffs, Unheil verkündende Chöre, Streicher und spacige Sounds werden mit lupenreinen Death-Growls angereichert. Diese Mischung lässt aufhorchen! 

Genau so unkonventionell wie die Kompositionen stellt sich das lyrische Konzept dar. Anstatt genretypischer Plattitüden erwarten uns esoterische Metaphern, die teilweise sogar auf spanisch daherkommen. Auf „Alchemy Of Spirits“ und „El milagro de saber esperar“, gibt Muttersprachler Ronnie Romero zwei der stärkeren Songs zum Besten. 

Doomed or saved? 

Mit „Arcanum“ hat sich ADRIAN BENEGAS als die Hoffnung am Power-Metal-Horizont positioniert. Die fette Produktion von Sascha Paeth und die charismatische Performance von Frontmann Ronnie Romero sind Zutaten, die die ohnehin schon guten Songs weit über die graue Masse heben. 

Zwar ist die etwas kryptische Thematik nicht jedermanns Sache, doch das Album versprüht genug Spielfreude und Originalität, um diesen Faktor wieder wettzumachen. Wer keine Lust auf abgedroschenes Geballer mit Kindermelodien hat, wird die progressiv angehauchten Songs von „Arcanum“ lieben. 

28.04.2023
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