Man nehme eine Prise CHILDREN OF BODOM, rühre etwas PANTERA hinein, verpasse dem Gemisch noch eine Note MASTODON und schmecke alles mit dem Banjo aus TAAKEs “Myr“ ab: Dann knallt’s dreimal heftig und schon stehen ANDRENECHROME mit einem breiten Grinsen und aufgewärmten Instrumenten auf der Bühne.
Benannt nach einer LSD-ähnlichen Droge aus dem genial gestörten Kultfilm “Fear and Loathing in Las Vegas“, die den Protagonisten dort gehörig aus den Socken haut und mit einer mehr als lückenhaften Erinnerung an die Geschehnisse der letzten Tage zurücklässt, cruisen die vier Kanadier seit 2010 durch die Kante. Zwei Jahre nach Bandgründung produzierte man die erste EP “Hideous Appetites“, deren Titel auch auf der neuen Scheibe einem Song seinen Namen gibt. Frisch aus dem Presswerk führt man nun die siebenteiligen “Tales From Adrenechrome“ aus.
Den Hörer erwartet ein rasanter und schwer zu fassender Trip durch sonst nur schwer vereinbare metallische Gefilde. Mit dem fröhlichen Opener kommt man sich vor wie auf einem Kindergeburstag, beim darauffolgenden “Lockstep“ gibt man schon bedeutend mehr Gas. Es reichen sich Klargesang in der Hook und ein thrashtypisches, an Phil Anselmo von PANTERA erinnerndes Shouting die Hände, man arbeitet mit sauberen Riffs und abwechslungsreichem Schlagzeug. Allgemein hat man auf der halbstündigen Platte immer häufiger das Gefühl, die Jungs könnten sich kaum mit drei Riffs pro Song zufriedengeben. Kaum hat man sich an eine Melodie gewöhnt, kommt eine weitere mithilfe eines unerwarteten Bruches um die Ecke und füllt die nächsten zwanzig Sekunden, bevor sich das musikalische Karussell munter weiterdreht. Vielleicht liegt das bei “Black Brubeck“ aber auch an dem symbolischen Kopfnicken zum namensgebenden US-amerikanischen Modern Jazz-Komponisten, der ebenfalls eine besondere Freude an unerwarteten Strukturen in seinen Stücken hatte. Wer weiß.
In der Mitte von “God Sized Shadow“ wagt man nach kurzer Pause einen blastbeatlastigen Ausflug in schwarzmetallische Bereiche, bis der Riff gegen Ende immer schleppender vor sich hin kriecht. “The Heart And The Feather“ erinnert mit seinen flotten Melodien zeitweilig an MEGADETH, bei “Hideous Appetites“ versinkt man knietief im Sludge, bis man sich im rockig anmutenden Finale wieder aus dem gefräßigen Schlamm herauskämpft. Der Führerelefant (wie kommt man auf solche Titel?) begleitet einen aus der Platte und knickt unaufhaltsam alle Bambussträucher um, die ihm auf seinem Weg begegnen. Laut Eigenaussage ist man in der vierköpfigen kanadischen Gemeinschaft besonders stolz auf den zugegebenermaßen gelungenen Endriff. Eigenlob stinkt vielleicht, aber man kann sich ja die Nase zuhalten.
Alles in allem nicht gerade der Blechdosen-Neothrash, der einem die letzten Jahre im Stakkato hinterhergefeuert wurde, sondern ein eigenständiger, jedoch beim ersten Durchlauf schwer zu er-, weil viele weitere Richtungen umfassender Stil. Mit der Wagenladung an verwendeten Melodien würden andere Bands bestimmt fünf Alben zu füllen und gewinnbringend vermarkten wissen, aber das scheint ADRENECHROMEs Sache nicht zu sein. Gut so.
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